Ein Festival mit vielen Playern

Im Juli sollen Fanta 4 auf den Mühlbachäckern spielen / Unklar, ob der Artenschutz das zulässt

Eines versichern alle Beteiligten: Sie wollen, dass das Festival auf den Mühlbachäckern auf jeden Fall stattfindet. Im Juli 2017 sollen dort nicht nur Italo-Rocker Zucchero auftreten, sondern, wie gestern bekannt wurde, auch „Die Fantastischen Vier“. Schon ab Montag, verkündete Veranstalter Marc Oßwald, seien die Karten für den Auftritt der Stuttgarter Hip-Hopper zu haben. Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon wollen am Freitag, 21. Juli, einen Tag vor Zucchero, spielen.

11.11.2016

Von Ulrich Janßen

Bloß nicht die Fledermäuse stören: Die Fanta4 sollten in Tübingen am besten gaaanz vorsichtig auftreten. Bild: Agentur

Bloß nicht die Fledermäuse stören: Die Fanta4 sollten in Tübingen am besten gaaanz vorsichtig auftreten. Bild: Agentur

Noch immer allerdings ist unklar, ob der Platz überhaupt zur Verfügung steht. Nach dem Bericht im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT stellte das Landratsamt gestern erneut fest, dass es prinzipielle Bedenken der Naturschützer gebe und dass bislang keine Genehmigung erteilt worden sei. Das Landratsamt wacht über den gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutz.

Landrat Joachim Walter schaltete sich sogar persönlich in die Diskussion ein. Er betonte, dass ihm an dem Konzert sehr gelegen sei, weil es die Attraktivität von Stadt und Kreis erhöhe. Zugleich zeigte er sich aber verwundert, dass der Veranstalter die Bands ohne Rücksprache mit den Naturschutzbehörden verpflichtet habe: „Wir wissen das nur aus dem TAGBLATT.“

Persönlich halte er den in Deutschland betriebenen Artenschutz im Innenbereich (also in bebauten Ortsteilen) zwar für überzogen, doch stellte der Landrat auch klar: „Wir leben in einem Rechtsstaat.“ Und da könnten die Anforderungen des Naturschutzes nicht einfach übergangen werden. Eine vom Landkreis eigens in Auftrag gegebene „Habitat-Analyse“ habe immerhin ergeben, dass in diversen Astlöchern entlang des Mühlbachs zumindest theoretisch bedrohte Fledermäuse nisten könnten.

Im Frühjahr 2017 wollte die Naturschutzbehörde des Kreises feststellen, ob die Löcher auch tatsächlich bewohnt werden. Sollten dann am Mühlbach keine Fledermäuse vorgefunden werden, hätte der Landrat die Nutzung des Geländes für alle Zeiten genehmigen können – selbst wenn ein Jahr später ein Großes Mausohr mit Familie dort einziehen würde. „Das hätte dann Pech gehabt“, meinte Walter. Jetzt, im Herbst, könne man leider noch nichts über mögliche Bewohner sagen.

Dass auf dem vorgesehenen Konzertgelände bedrohte Arten leben könnten, war auch Marc Oßwald bekannt. Der Veranstaltungsprofi war aber davon ausgegangen, dass die Kreissparkasse und die Stadt Tübingen sich um die Fragen des Artenschutzes kümmern würden. So sei es vereinbart gewesen, sagte Oßwald dem TAGBLATT. Zudem habe ihm Oberbürgermeister Boris Palmer persönlich versichert, dass die Genehmigung sicher sei.

Gegenüber dem TAGBLATT bestätigte Palmer dies gestern. Dass der Landkreis „an dieser Stelle“ ein Gutachten forderte, hielt der Grüne Politiker seinerzeit für „aberwitzig“. Er habe deshalb Oßwald versichert, dass er auch ohne Gutachten die Genehmigung bekomme. Nachdem der Landkreis dann jedoch auf eigene Initiative ein Gutachten erstellte, müsse die Stadt es jetzt „zusammen mit den Fachleuten“ auswerten. Der OB warnte aber auch, dass niemand verstehen werde, wenn die Nutzung der Wiese für Konzerte verboten würde.

Als Verhinderer eines „Fanta4“-Auftritts möchte auch Landrat Walter auf keinen Fall dastehen, zumal er sich noch mit großer Freude an das Regenkonzert von Bob Dylan erinnert. Er will deshalb alle Beteiligten an einen Tisch holen: „Dann soll der Herr Oßwald mal sagen, was er vorhat und wir können überlegen, wie wir das mit welchen Auflagen hinbekommen.“

So darf zumindest gehofft werden, dass Zucchero und „Fanta4“ tatsächlich im Juli auf den Mühlbachäckern auftreten. Am liebsten würde Oßwald, wie er gestern im Tübinger SWR-Studio im Gespräch mit dem Presseclub erklärte, jedes Jahr ein kleines Mühlbach-Festival veranstalten. Perspektivisch könnten dann auch mal Stars wie Patti Smith oder Neil Young nach Tübingen kommen.

Natürlich nur, wenn die Fledermäuse einverstanden sind.

Die Fantastischen Vier in Tübingen

Mit knapp sieben Millionen verkauften Einheiten und sieben Platin-Auszeichnungen zählen die Fantastischen Vier zu den bekanntesten deutschen Bands.

Berühmt wurden sie, als sie Anfang der Neunziger Jahre wagten, mit „Deutschem Sprechgesang“ auf die Bühne zu gehen und viele andere Rapper inspirierten. In Tübingen gastiert die Stuttgarter Band im Rahmen der „Vier & Jetzt“ Tour. Karten gibt es im Internet bei CTS ab Montag. Der allgemeine Vorverkauf startet am Donnerstag, 17. November. DieTickets kosten zwischen 50,80 und 55,40 Euro. Mit TAGBLATT-Card gibt es drei Euro Rabatt.

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Erstellt:
11.11.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.11.2016, 01:00 Uhr

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