Ihr habt die Wahl

„Es ist ein Unterschied, ob ein Asylbewerber eine Frau vergewaltigt oder einer, der in diesem Land aufgewachsen ist.“ So zitiert Katja Thorwarth in der „Frankfurter Rundschau“ (Online-Ausgabe vom 27. April) den Tübinger OB.

Dagegen sind die Zitate, mit
denen Sabine Lohr Boris Palmer auseinandernimmt, geradezu harmlos.

Ob wir Palmers Getöse nun rassistisch, populistisch oder ausländerfeindlich nennen, ist bei dieser Aussage völlig belanglos. Boris’ Diskussion, ob sich ein nicht hier aufgewachsener Nicht-Deutscher in Deutschland besser zu verhalten habe als ein Deutscher, führt zu keinem Frieden; ebenso wenig wie ein Schlagabtausch der negativen Beispiele.

In der Hohenzollerischen Landesbahn geriet ich am Wochenende mitten in eine Gruppe angetrunkener, junger, überwiegend blonder, schwäbisch sprechender Junggesellinnen mit Musik aus dem Ghettoblaster und lautem Gegröle. Mir gegenüber eine mit Kopftuch bekleidete junge Frau, in ihr Smartphone vertieft, offensichtlich darum bemüht, möglichst unauffällig zu wirken. Vier zugestiegenen Jungs versuchten die „Junggesellinnen“ Alkoholfläschchen zu verkaufen. Ohne Erfolg, denn die Jungs machten höflich darauf aufmerksam, dass sie keinen Alkohol tränken. Flüsternd, eher belustigt als kritisch, wunderten diese sich über den ihrer Meinung nach nicht erlaubten Alkoholkonsum im Zug.

Liebe Helmut Feihls, Werner Zorns, Bernhard Globuschütze oder Andrea Francks und Palmers dieser Welt: Menschen können versuchen, zusammen zu leben oder sich gegenseitig zu bespitzeln und das Leben zur Hölle zu machen. Ihr habt die Wahl.