Reutlingen · Wirtschaft
IHK fordert Mutterschutz für Selbstständige
Die Kammer will eine Überarbeitung der Regelungen. Das könnte mehr Frauen zu Gründungen bewegen.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) spricht sich für einen Mutterschutz für Selbstständige aus. „Ein effektiver Mutterschutz für diese Unternehmerinnen ist überfällig“, sagt IHK-Präsident Christian Erbe. Selbstständige hätten nach derzeitiger Rechtslage keinen Anspruch auf Mutterschutz und könnten nur während der Schutzfristen ein Mutterschaftsgeld beziehen, wenn sie entsprechend versichert seien.
Aus Sicht der regionalen Wirtschaft sei eine Reform überfällig, um angestellte wie selbstständige Frauen gleich zu behandeln. „Gerade jüngere Frauen, die auch Kinder haben möchten, werden durch die jetzigen Regelungen von einer Selbstständigkeit abgehalten“, sagt Erbe. Die Überarbeitung der Regelungen führe „zu höherer Gründungsdynamik bei Frauen“. Da sei der Bund gefragt. In der Region gibt es 35 800 Einpersonen- und Kleinstunternehmen, etwa 13 000 werden von Frauen (mit-)geführt.
Außenhandel erleichtern
Die IHK-Versammlung spricht sich zudem dafür aus, die Bedingungen für den Außenhandel zu verbessern. Derzeit klagen Exporteure über langwierige Ausfuhrkontrollen durchs zuständige Bundesamt. Weiter sollten die Vergabe von Schengen-Visa an Geschäftspartner aus dem Ausland erleichtert werden. Denn immer wieder würden die Wartezeiten an den deutschen Auslandsvertretungen kritisiert. Als Lösung sei laut IHK denkbar, die deutschen Auslandshandelskammern in die Vorprüfung der Anträge einzubeziehen, um die Bearbeitung zu beschleunigen.
„Mehr als jeden zweiten Euro verdienen unsere Betriebe im Ausland. Zugleich werden Bürokratie und Gesetzesvorgaben in der betrieblichen Praxis immer komplizierter und umfassender. Das geht so nicht weiter“, kritisiert Präsident Erbe. Dazu bitte die Kammer die regionalen Bundestagsabgeordneten um Unterstützung.
Stärkung der Innenstädte
Die IHK beschloss bei ihrer Wintersitzung zudem das Positionspapier „Für attraktive Zentren in Baden-Württemberg“. Dabei sprechen sich der Unternehmerinnen und Unternehmer dafür aus, das Nutzungsmanagement der Innenstädte neu und multifunktional auszurichten. So sollen beispielsweise die Themen Handel, Wohnen, Freizeit, Gastronomie und Kultur besser verknüpft werden. Die Stadt der Zukunft sei ein klimagerechter Wohn-, Arbeits- und Lebensraum. „Das Zentrum ist das Herz einer jeder Gemeinde. Wir müssen es immer wieder modernisieren. Das ist eine Aufgabe von Unternehmen, kommunaler Politik und Stadtgesellschaft gleichermaßen“, sagt Erbe. Das Papier wende sich an die Landespolitik. Die IHK Reutlingen werde deshalb die regionalen Landtagsabgeordneten in dieser Sache anschreiben.