Kommentar · Fußball
Hoeneß verschießt!
Schon klar, Uli Hoeneß mag die Erzählung nicht mehr hören. Aber was soll man machen?
Wenn Journalisten-Kollegen sie wieder hervorkramen, die alte Geschichte und den darin implizierten Witz, wonach sie den Ball im Final-Ort Belgrad noch immer suchen. Seit inzwischen fast 44 Jahren. Jenen Ball, den Hoeneß im Dress der deutschen Nationalmannschaft im Endspiel der Fußball-EM 1976 meilenweit übers Tor hämmerte. So weit, dass der Ball aus dem Stadion in den Nachthimmel hineinzufliegen schien.
Nun markiert Hoeneß` Fehlschuss im Elfmeterschießen einen wahrhaft sporthistorischen Moment. Auch deshalb, weil sein Fauxpas alle Träume der DFB-Elf auf die Titelverteidigung beendete. Europameister wurde damals die Tschechoslowakei. Der spätere Boss von Bayern München schlich schwer geknickt vom Platz. Fußball-Deutschland trauerte.
Kürzlich hat Spiegel-Online dieses Match live getickert. In voller Länge. In der Corona-Krise behelfen sich auch andere Medien mit Fußball aus der Konserve. Die TV-Sender übertreffen sich gerade in der Ausstrahlung von Spielen aus der Vergangenheit – aus Mangel an Alternativen, der aktuelle Spielbetrieb steht bekanntlich still.
Die Zuschauerquoten sind gar nicht mal so schlecht. Die Sehnsucht nach Fußballgucken im Fußballland Deutschland ist groß. Auch wenn man weiß, wie es ausgeht. Auch bei Spiegel-Online jubelte am Ende die Tschechoslowakei. Hoeneß hatte den Ball doch tatsächlich erneut übers Tor geschossen ...