Tübingen · Akrobatik
Common Ground: Hoch hinaus und nicht von der Stange
Eine selten zu sehende Sparte, von der heimischen Homebase auf die Open-Air-Bühne: Die Artisten von „Common Ground“ treten nächste Woche drei Mal zwischen Landratsamt und Kreissparkasse auf.
Zu zweit und als Gruppe
Tübingen hat seit einiger Zeit zwei Künstler, die in diesem Fach unterwegs sind: Christopher Schlunk und Iris Pelz. Schlunk schnupperte beim Zirkus Zambaioni zum ersten Mal Zirkusluft, auch die in Kassel geborene Iris Pelz begann in einem Jugendzirkus. Ihre Wege kreuzten sich an der „Academy for Circus and Performance Art“ im niederländischen Tilburg. Wenig später gewannen sie beim „Cirque de Demain“-Festival in Paris mit einer achtminütigen Nummer die Silbermedaille. Heute gastieren sie weltweit auf Festivals und anderen Engagements, vom „Opera House“ in Sydney zum „Roundhouse“ in London und dem „Circus Monti“ in der Schweiz. Zu zweit oder im größeren Ensemble.
Tübingen war dabei bisher eher die Homebase, der Lebensmittelpunkt zwischen den Engagements. Doch in letzter Zeit sind sie auch hier aktiv geworden. Schlunk ist inzwischen Vorstandsmitglied des PACT-Vereins und trat beispielsweise bei einigen Innenhofspektakeln oder dem Stadtparcours auf. Jetzt kommen sie zum ersten Mal mit ihrem Ensemble „Common Ground“ nach Tübingen.
Mit eigener Band
„Common Ground“ – das sind acht Artisten, ehemalige Studienkollegen aus Tilburg. Die Stadt Tübingen hat ihnen für die Auftritte die Wiese zwischen Kreissparkassen-Carré und Landratsamt auf den Mühlbachäckern bereitgestellt. Und wenn die Company aus Graz, der Stätte ihrer jüngsten Auftritte, hier eingetroffen ist, wird aufgebaut. Denn eine Bühne, ein paar Turngerätschaften und Requisiten braucht es schon. Eine Live-Band wird Musik machen und danach die Bar betreuen.
Und davor? Ist Akrobatik, Spannung und Humor angekündigt. Der Akrobaten-Gemeinschaftsabend soll aber auch gesellschaftliche Fragen stellen, die uns alle betreffen: Wie groß ist unsere gemeinsame Grundlage? Wir zahlreich sind die Schnittpunkte, wie wichtig die Unterschiede? Im Cirkus und im Alltag, am Trapez in der Höhe, auf den Händen des Partners, an der vertikalen Linie eines Masten.
Das Publikum sitzt auf zwei Seiten der langgezogenen Bühne, ganz nah am Geschehen und dennoch mit nötigem Abstand. Eine Vielzahl Holzwürfel in unterschiedlicher Größe bilden das Bühnenbild. Die Würfel werden immer wieder neu angeordnet, hoch aufgetürmt und akrobatisch in Szene gesetzt. Die Artisten fordern sich gegenseitig heraus, verschieben ihre Grenzen, kümmern sich umeinander. Und zeigen immer wieder Nummern, die staunen machen.
Hoffentlich kein Regen
Was Choreographie und Dramaturgie angeht, haben sie übrigens einen Regisseur von außen draufschauen lassen. Fördergelder flossen von der flämischen Regierung, dem Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende in Baden-Württemberg und dem Fonds „Kunst trotz Abstand“. Sollte es regnen, fällt leider alles flach. Denn Akrobatik wäre dann zu gefährlich.