Sommer

Wetterexperte entlarvt Hitzemythen: Was wirklich hilft

Schützt Schatten vor Sonnenbrand? Machen Klimaanlagen krank? Ein Experte des Deutschen Wetterdienstes prüft beliebte Ratschläge und gibt Tipps, was bei Hitze hilft.

19.06.2021

Von MICHAEL SCHEIFELE

 An einem heißen Tag geht nichts über eine schöne Abkühlung  wenn nötig, auch mit dem Gartenschlauch. Zu kalt sollte das Wasser aber nicht sein. Foto: imago images/Petra Schneider

An einem heißen Tag geht nichts über eine schöne Abkühlung wenn nötig, auch mit dem Gartenschlauch. Zu kalt sollte das Wasser aber nicht sein. Foto: imago images/Petra Schneider

Ulm. Eiscreme, lauwarme Nächte und der erste Sonnenbrand: Nach langem Warten ist es Sommer geworden. Deutschland ist derzeit sogar die heißeste Region Europas. Das hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag berichtet. Doch mit der ersten Hitzewelle des Jahres kommen auch die gut gemeinten Ratschläge, was bei hohen Temperaturen helfen soll. Ist es ratsam, tagsüber durchzulüften oder hält man das Fenster besser geschlossen? Und bringt es etwas, kalt zu duschen? Andreas Matzarakis, Experte des Deutschen Wetterdienstes und Professor an der Universität Freiburg, klärt auf.

Den ersten Mythos, den der Meteorologe gerade rückt, ist der der Mittagshitze. Zwölf Uhr sei keineswegs, wie es im Volksmund häufig heißt, die heißeste Zeit des Tages. „Die Sonne erreicht ihren höchsten Punkt derzeit ungefähr um 13.30 Uhr“, sagt Matzarakis. „Die Temperatur steigt dann gewöhnlich noch an.“ Den Maximalwert erreiche das Thermometer häufig erst gegen 15 Uhr.

Kommt keine Abkühlung, hält sich die Wärme bis in die Abendstunden. Deshalb ist Matzarakis nicht vom Ratschlag überzeugt, am Abend Sport zu treiben. „Der frühe Morgen ist dafür die beste Zeit“, sagt er. Generell empfiehlt der Meteorologe, bei Temperaturen von mehr als 28 Grad keinen intensiven Sport zu betreiben. Gegen einen Spaziergang sei allerdings nichts einzuwenden.

Und wie entkommt man einem Sonnenbrand? „Indem ich zwischen 11 und 16 Uhr nicht raus in die Sonne gehe“, sagt Matzarakis. „Wer vorher oder nachher in der Sonne ist, bekommt trotzdem noch Vitamin B ab, aber senkt das Sonnenbrandrisiko.“ Doch schützt Schatten nicht vor Sonnenbrand? „Nur bedingt“, antwortet der Experte. Der beste Sonnenschirm sei ohnehin ein Baum.

Die Blätter reduzierten die UV-Strahlung um ungefähr 80 Prozent, während gewöhnliche Sonnenschirme ungefähr 80 Prozent UV-Strahlung durchließen.

Eiskalte Getränke sind im Sommer beliebt, um sich zu erfrischen. Die Wohltat ist allerdings nicht nachhaltig, hält Matzarakis dagegen. Da der Körper herunterkühle, müsse er wieder umso mehr Energie verbrauchen, um auf 37 Grad Körpertemperatur zu kommen. Dasselbe gelte fürs Duschen oder Abspritzen mit Wasser: Kühl, aber nicht zu kalt ist im Zweifel besser, sagt der Wetterforscher. Er empfiehlt außerdem, ein kühles Handtuch auf die Haut zu legen.

Doch wie sollen es Hitzegeplagte nun mit dem Fenster halten? Matzarakis rät zum einen, Räume, wenn nötig, abzudunkeln, um sie vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Seine Faustregel zum Lüften: „Es ergibt dann Sinn, wenn es draußen kälter ist als drinnen. Das ist an einem Hitzetag am frühen Morgen oder späten Abend“, sagt der Wettermann. Außerdem empfiehlt er, künstliche Beleuchtung zu reduzieren und weniger Elektrogeräte als zusätzliche Wärmequelle zu benutzen.

18 Grad ist kalt genug

Eine weitere Möglichkeit, um Zimmer herunterzukühlen, bieten Klimaanlagen, doch machen die nicht krank? „Sie belasten den menschlichen Körper, weil er darauf nicht eingestellt ist“, führt Matzarakis aus. Längere Zeit vor der Klimaanlage zu verweilen, sei oftmals nicht gut. Zudem soll die eingestellte Temperatur der Anlage nicht unter 18 Grad fallen. „Die Luft im Raum wird kühler, aber die Umgebung heizt sich durch die Abwärme noch mehr auf“, gibt er zu bedenken.

Bald müsste es mit der Hitze vorüber sein, könnte man meinen: Zum Siebenschläfertag am 27. Juni ist laut der Bauernregel Regen zu erwarten. „Nicht unbedingt“, antwortet der Experte. Es gebe zwar Wetterphänomene, die immer wieder im gleichen Kalenderzyklus auftreten, doch ohne Garantie. Auch regional gebe es dabei häufig große Unterschiede.

Und wie schützt sich Andreas Matzarakis vom Deutschen Wetterdienst vor der anhaltenden Hitze? Der Meteorologe trinkt viel, meidet die Sonne und hält sich in kühlen Räumen auf, sagt er. Als Meteorologe wolle er schließlich vorbildlich sein.

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Erstellt:
19.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 19.06.2021, 06:00 Uhr

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