„Hier Jogi, dein Espresso“

Vielleicht hätte die Regie den früheren Coach der DFB-Auswahl, mit 1,81 Meter Körpergröße eigentlich kein Zwerg, auf einen Hocker stellen sollen, damit er sich auf Augenhöhe befindet mit König – der fast zwei Meter großen Moderatoren-Allzweckwaffe des Senders.

Auf Augenhöhe debattiert hat Klinsmann dafür mit Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw. Dieser ist ja auch gerade mal ein Zentimeter größer als sein blonder Vorgänger im Amt – und auch sonst, das wurde während der Übertragung des Test-Länderspiels am Mittwochabend gegen Serbien klar, auf einer (Wellen)-Länge mit Klinsi. Was beileibe nicht verwundert: Zwei Jahre arbeiteten die beiden erfolgreich zusammen, schufen das, was im Zuge der Heim-WM 2006 als das Sommermärchen ins kollektive Sportgedächtnis eingegangen ist.

Klinsmann holte Löw damals als Assistenten an seine Seite und ebnete diesem damit den Weg zu einer großen Trainerkarriere. Seite an Seite ließen sich die beiden 2006 von Millionen Fans feiern. Am Mittwoch fielen sich Klinsmann und Löw dann vor laufender Kamera in die Arme. „Ich habe dem Jürgen viel zu verdanken“, sagte Löw. Und: „Unser Verhältnis bleibt immer gut.“

Klinsmann lächelte sein bekanntes Klinsmann-Lächeln, kuschelte freundlich zurück, benutzte dann in seiner Spiel-Analyse auffällig oft das Wort „Wir“ – und unternahm erst gar nicht den Versuch, allzu große Distanz zu Löw, dem DFB und der Nationalmannschaft vorzutäuschen.

Wie sang einst Franz Beckenbauer? Gute Freunde kann niemand trennen. Jürgen Klinsmann hat da offenbar gut zugehört. Er weiß, was Freunde benötigen: eine dampfende Tasse Kaffee zum Beispiel. Nach dem Spiel reichte er Löw ein bereitgestelltes Gefäß, sagte: „Hier Jogi, das ist wichtig. Da ist dein Espresso.“