Kommune

Hechinger Bürgermeisterin hört auf

Rathauschefin Dorothea Bachmann wurde in Hechingen seit Mai 2017 nicht mehr gesehen. Jetzt erklärt sie per E-Mail wenige Minuten vor dem Neujahrsempfang der Stadt ihren Rücktritt.

17.01.2018

Von HARDY KROMER

Ende Januar soll sie in den Ruhestand: Dorothea Bachmann, Bürgermeisterin von Hechingen. Foto: privat

Ende Januar soll sie in den Ruhestand: Dorothea Bachmann, Bürgermeisterin von Hechingen. Foto: privat

Hechingen. Trennungen per E-Mail rangieren in privaten Beziehungen unter „geht gar nicht“. Im politischen Leben können sie schon mal opportun sein, vor allem, wenn man sich so lange nicht gesehen hat. Im 19?000-Einwohner-Städtchen Hechingen im Zollernalbkreis warteten Gemeinderat, Stadtverwaltung und Bürgerschaft seit vielen Monaten auf ein Lebenszeichen ihrer dauerhaft krankgeschriebenen Bürgermeisterin Dorothea Bachmann. Jetzt bekamen sie eines – zu einem gänzlich unerwarteten Zeitpunkt.

Es war der Paukenschlag des städtischen Neujahrs-Bürgertreffs am Montagabend: Erster Beigeordneter Philipp Hahn, der Mann, der die seit Anfang Mai 2017 abgetauchte Rathauschefin vertritt, wich bei der Begrüßung von mehr als 600 in der Stadthalle versammelten Gästen plötzlich von seinem Redemanuskript ab und zückte sein Handy. Vor wenigen Minuten habe ihn eine E-Mail von Bachmanns Anwalt erreicht, die er jetzt verlesen werde, kündigte er dem erstaunten Publikum an. In der Botschaft teilte die 51-Jährige mit, dass ihre „derzeitige gesundheitliche Situation“ es nicht zulasse, ihr Amt wieder anzutreten. Der Abschied falle ihr schwer. Sie wünsche der Stadt und ihren Bürgern für die Zukunft alles Gute.

Mit dieser Erklärung geht nicht nur eine monatelange Hängepartie zu Ende, sondern auch eine Zeit, die Hechingen unliebsame Schlagzeilen beschert hat. Der Stern der einstmals höchst beliebten Bürgermeisterin, die im Januar 2012 mit großem Schwung und teils spektakulären Ideen – wie einer Seilbahn von Hechingen zur Burg Hohenzollern – ihr Amt angetreten hatte, begann im Herbst 2016 zu sinken: Einem Unfall beim Joggen folgten erste lange Krankheitszeiten. Im Frühjahr 2017 wurde eine andere private Misere offensichtlich: Begleitet von einem Polizeieinsatz direkt am Rathaus trennte sie sich von ihrem Ehemann, vor dem die Mutter dreier Töchter dann zeitweise Polizeischutz brauchte. Es folgten die ganz dicken Schlagzeilen in Boulevardmedien wegen eines außerehelichen Schäferstündchens im Dienstwagen am Bodensee, bei dem sie von ihrem Ehemann überrascht worden war.

Die Nachstellungen des Gatten und die medialen Begleitumstände setzten Dorothea Bachmann so sehr zu, dass sie seither dauerhaft krankgeschrieben ist. Ihr politisches Aus beförderte sie dadurch, dass sie sämtliche Appelle des Gemeinderates, sich zu melden und zu ihrer Zukunft zu äußern, beharrlich ignorierte. Im Dezember tat Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) schließlich das Unvermeidliche: Nach einem amtsärztlichen Gutachten, das Bachmann Dienstunfähigkeit bescheinigt, leitete er ein Verfahren ein, um die 51-Jährige vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen.

Ende Januar angepeilt

Ende Januar soll die Rathauschefin in den Ruhestand geschickt werden. Nachdem Dorothea Bachmann mitteilen ließ, dass sie sich dem nicht widersetzen werde, ist der Weg frei für Neuwahlen. „Endlich ist in diesem Theater der letzte Vorhang gefallen“, sagte Andreas Ermantraut, der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, der SÜDWEST PRESSE. „Erleichterung“ über „das Ende der Hängepartie“ äußerte auch Werner Beck, Chef der Freien Wähler.

Einen Wahltermin haben die großen Ratsfraktionen schon im Visier: Am 22. oder 29. April sollen die Hechinger zu den Urnen gerufen werden. Favorit für die Bachmann-Nachfolge ist der Mann, der sich als souveräner Dauer-Stellvertreter bewährt hat: Philipp Hahn. Offiziell hat der Christdemokrat seinen Hut aber noch nicht in den Ring geworfen.

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Erstellt:
17.01.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 17.01.2018, 06:00 Uhr

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