Tübingen
Haus ohne Fenster
Zur Radbrücke West in Tübingen und zur „Mittwochspalte“ der Stadtverwaltung vom 31. Juli.
„Wir bauen ein Haus und damit es billig wird, machen wir das ohne Fenster!“ Nach diesem Motto scheint die Entscheidung der Mehrheit des Gemeinderats zur Brücke zwischen Uhlandstraße und Behördenzentrum/Derendingen gefallen zu sein. Auf dieser Brücke soll nur das Radfahren erlaubt sein. Fortbewegung zu Fuß, mit Rollstuhl, Kinderwagen etc. wäre verboten.
Am selben Tag in derselben Zeitung werden seitens der Stadtverwaltung wortreich die Bemühungen um die Fußgänger und um gute Fußwegeverbindungen beschrieben. Die Stadt werde „ein Konzept für die systematische Verbesserung für Radfahrende und Fußgänger ausarbeiten.“ So werden uns rhetorische Blase und realpolitische Entscheidungswirklichkeit plastisch vor Augen geführt.
Palmer hat gesagt, in 100 Jahren würde auf dieser Brücke durch keine städtischen Bediensteten kontrolliert werden. Aber: Wenn es eine Radbrücke werden soll, muss dies entsprechend ausgeschildert werden. Dann wird die Stadt auch die Einhaltung kontrollieren und sanktionieren müssen. Andernfalls wird bei einem Unfall zwischen einem Radfahrenden und einem Nicht-Radfahrenden auf dieser Brücke auch die Stadt selbst verantwortlich gemacht und mitschuldig gesprochen, weil sie die Einhaltung der für diese Brücke geltenden Verkehrsregeln nicht gesichert hat.
Also: Fenster bringen Licht ins Haus und die Fußgängerei ist die ursprünglichste Form menschlicher Mobilität – die tatsächlich deutlich attraktiver gemacht werden sollte. Deswegen: Kombi-Brücke West!