Medien

Handys stören Nachtruhe

Viele Kinder und Jugendliche nutzen Smartphones, Tablets und ähnliche Geräte auch abends. Die Folge: Sie schlafen schlechter und kürzer.

08.10.2021

Von dpa

Mit der Einschlafgeschichte auf dem Tablet fängt es an. Foto: Hans-Jürgen Wiedl/dpa

Mit der Einschlafgeschichte auf dem Tablet fängt es an. Foto: Hans-Jürgen Wiedl/dpa

Kopenhagen/Leipzig. Kinder schlafen weniger und schlechter, wenn sie abends Smartphones, Tablets und andere elektronische Geräte benutzen. Das berichten dänische Forscherinnen nach einer Überblicksstudie im Fachblatt „BMC Public Health“. Das Fazit liegt nahe: Die Geräte sollten nachts aus dem Kinderzimmer verbannt werden. Denn guter und ausreichender Schlaf ist vor allem für Kinder und Jugendliche wichtig, da sie während der Nachtruhe viele Entwicklungsprozesse durchmachen.

Es ist keine grundlegend neue Erkenntnis, welche das Team der Süddänischen Universität gewonnen hat. Doch es ist erstmals eine systematische Auswertung vieler Studien, die sich mit der Beziehung zwischen Medienkonsum und Schlaf in unterschiedlichen Facetten beschäftigt haben. Es stellte sich heraus, dass Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren besonders betroffen sind. Wobei die Palette der Medien mit zunehmendem Alter breiter wird. Sind es anfangs nur Filme im Fernseher oder auf dem Tablet, kommen später Spielkonsolen dazu, Computer und vor allem Smartphones. Die Folge: Die Jugendlichen gehen später ins Bett und schlafen schlechter. Ganz besonders kritisch ist die Gruppe der 13- bis 15-Jährigen.

Was die Kinder tun, wirkt sich auch auf die Art der Probleme aus. Es wird davon ausgegangen, dass das blaue Licht, welches von Bildschirmen ausgestrahlt wird, die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrücken könnte, weshalb der Schlaf kürzer ausfällt und der natürliche Schlaf-Wach-Zyklus gestört ist. Schaut man dagegen nicht nur passiv, sondern nutzt soziale Medien, wird die Schlafqualität beeinträchtigt. Die Autorinnen vermuten, dass die interaktiven Medien stimulierend wirken.

Teufelskreis entsteht

Gerade das hebt die Psychologin Tanja Poulain vom Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen hervor. „Das unterstreicht noch einmal, dass gerade diese Geräte, die überall abgelegt werden können und in der Nacht nicht ausgeschaltet werden, den Schlaf beeinträchtigen können.“ Sie und ihre Kollegen haben sich in der „LIFE Child Studie“ ebenfalls mit der Beziehung von Medienkonsum und Schlaf bei Kindern beschäftigt – auch diese Arbeit floss in die aktuelle Analyse ein. Im Gegensatz zu vielen anderen handelt es sich aber um Längsschnittstudie, die die Auswirkungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Lebens untersuche.

Festgestellt wurde ein Teufelskreis: „Wir konnten zeigen, dass die Tagesmüdigkeit zum ersten Erhebungszeitpunkt beispielsweise den Fernsehkonsum ein Jahr später voraussagt.“ Kinder, die mehr Medien nutzten, schliefen schlechter – Kinder, die schlechter schliefen und entsprechend tagsüber müde seien, neigten dazu, mehr Medien zu nutzen, so die Psychologin: „Vielleicht sind sie für andere Aktivitäten wie etwa Sport zu müde.“

Umso wichtiger sei es, dass Eltern die Risiken erkennen: „Schon am Anfang sollten klare Regeln aufgestellt werden, wann die Nutzung solcher Medien erlaubt ist.“ Auf keinen Fall dürften Smartphone, Tablets und andere Geräte über Nacht im Kinderzimmer liegen. Zudem empfiehlt Poulain, diese Medien wie auch Spielkonsolen nicht direkt vor dem Schlafengehen zu nutzen, sondern eher am Nachmittag: „Gerade kleinen Kindern sollte vorgelesen werden, während ältere Kinder dazu angeregt werden können, selbst noch etwas zu lesen oder Musik zu hören.“ Grundsätzlich sei die Vorbildfunktion der Eltern wichtig: Einfach das Wlan abends abschalten, das trifft dann alle.

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Erstellt:
08.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 08.10.2021, 06:00 Uhr

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