Göppingen/Balingen/Stuttgart

Handball startet und zweifelt

Die Monate des Wartens sind vorbei: Die Bundesliga mit Frisch Auf Göppingen, dem HBW Balingen-Weilstetten und dem TVB Stuttgart geht vor Zuschauern in die 55. Spielzeit.

01.10.2020

Von MARCUS ARNDT, WOLFGANG KARCZEWSKI, SID

Beim BGV-Handball-Cup mit September trafen Bundesligist Frisch Auf Göppingen (beim Wurf Kapitän Jacob Bagersted) und der TVB Stuttgart aufeinander  mit besserem Ende für Stuttgart. Foto: Eibner-Pressefoto

Beim BGV-Handball-Cup mit September trafen Bundesligist Frisch Auf Göppingen (beim Wurf Kapitän Jacob Bagersted) und der TVB Stuttgart aufeinander mit besserem Ende für Stuttgart. Foto: Eibner-Pressefoto

Ulm. Es ist ein Start mit Signalwirkung, doch die Zukunft der Handball-Bundesliga ist mit dem Auftakt in ihre 55. Spielzeit noch lange nicht gesichert. Zu groß sind die finanziellen Sorgen der Klubs, zu unberechenbar die Folgen der Pandemie. Ob der Ligaverband HBL am Ende der Saison überhaupt einen Meister küren kann, ist vor dem 1. Spieltag am Donnerstag fraglich. „Ein oder zwei Spielverlegungen könnten wir irgendwie kompensieren. Wenn es zu größeren Ausfällen kommt, werden wir den Ligabetrieb, wie wir ihn eigentlich planen, möglicherweise nicht durchführen können“, sagte Ligachef Frank Bohmann. Sollte die Liga in der Hinrunde abgebrochen werden, würde die Saison annulliert. An dieses Horrorszenario denken will aber niemand. Den Klubs würde im Falle eines vorzeitigen Abbruchs wie im Vorjahr der Kollaps drohen.

Sportlich dürfte es einen spannenden Kampf geben. Rekordmeister Kiel gilt nicht zuletzt wegen der Verpflichtung des Ausnahmespielers Sander Sagosen als Favorit. Bundestrainer Alfred Gislason räumt auch Berlin, den Löwen, dem SC Magdeburg sowie der MT Melsungen Außenseiterchancen ein, sagte aber: „Der THW und Flensburg sind die großen Favoriten.“

Ganz in Blau in die Top Ten

Erst mit Verspätung startet Frisch Auf Göppingen in die neue Saison: Weil die Sporthalle von Aufsteiger TuSEM Essen, an diesem Donnerstag eigentlich Auftaktgegner des Traditionsvereins, noch nicht fernsehtauglich ausgestattet ist, steigt Frisch Auf erst am Dienstag in die neue Runde ein. Doch der Gegner hat es in sich, denn Frisch Auf empfängt in seinem ersten Heimspiel den schwäbischen Rivalen HBW Balingen-Weilstetten, der in der vergangenen Saison an gleicher Stelle völlig überraschend mit 32:26 triumphierte. Dabei werden die Hausherren aller Voraussicht nach erstmals in blauen Trikots auflaufen, der Farbe des neuen Hauptsponsors Teamviewer. Der Farbtausch ist bei den Fans sehr umstritten, trat das Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer doch seit Jahrzehnten in den Vereinsfarben Grün und Weiß auf.

Sportlich streben die Göppinger erneut einen Platz unter den ersten Zehn an. „Wie weit es dann tatsächlich nach vorne geht, werden wir sehen“, sagte der Sportliche Leiter Christian Schöne. In der vergangenen, abgebrochenen Spielzeit belegte die Mannschaft Rang elf. Um ihr Ziel zu erreichen, haben die Göppinger Regisseur Janus Smarason (Island) und Rückraumshooter Tobias Ellebaek (Dänemark), beide vom dänischen Champions-League-Teilnehmer Aalborg HB verpflichtet. Prominenteste Abgänge sind Ivan Sliskovic (zum FC Porto), Josip Peric (zu RK Pelister Bitola/Nordmazedonien) und Tim Sörensen (zu Mors-Thy/Dänemark).

„Kontinuierlich verbessert“

Ohne Martin Strobel, der seine Karriere beendet hat, geht der HBW Balingen-Weilstetten in die Saison. Im Kollektiv sollen die „Gallier“ den Abgang des Kapitäns kompensieren. Ohne den langjährigen Anführer, dafür aber 38 Spieltage und vier Absteiger: eine anspruchsvolle Aufgabe – mit einem kleinen Kader. Noch hat der letztjährige Aufsteiger kein konkretes Ziel formuliert. Nicht ohne Grund. „Wir wollen Schritt für Schritt gehen“, betont Jens Bürkle, „jeden Tag unser Potenzial nutzen und uns weiterentwickeln.“ Mehr als der Klassenerhalt scheint für die Schwaben nicht möglich – zumal der Etat doch deutlich geringer ist als in der vergangenen Spielzeit. Dennoch: Mit einer klugen Transferpolitik scheinen die Verantwortlichen den Abgang von fünf arrivierten Akteuren aufgefangen zu haben.

In den wenigen Testspielen brachte der HBW sein Potenzial auf die Platte, besiegte den Schweizer Serienmeister Schaffhausen sowie die Ligarivalen aus Göppingen und Stuttgart. Positive Momentaufnahmen für den Kreisstadt-Klub, welcher intensiv am Abwehrverhalten gearbeitet hat. Mit Erfolg. „Wir haben uns kontinuierlich verbessert“, lobt der Balinger Coach, „auch nach den verletzungsbedingten Ausfällen Lösungen gefunden.“ Den Saisonstart mit der Englischen Woche verpasst einzig Marcel Niemeyer, der sich eine Fußverletzung zugezogen hat.

1200 Zuschauer in der Arena

Der TVB Stuttgart startet am Sonntag bei den Rhein-Neckar Löwen in die Runde. Zuletzt waren die beiden Mannschaften Ende August beim BGV-Handball-Cup aufeinandergetroffen. Erst kurz vor Schluss konnte sich der Favorit aus Mannheim mit 27:25 gegen das Team von Jürgen Schweikardt durchsetzen. Nach der Entscheidung des Landes, die Hallenkapazitäten für Zuschauer auszuweiten, wird der TVB Stuttgart bis Ende Oktober alle seine Heimspiele in der Porsche-Arena mit bis zu 1200 Zuschauern austragen können.

wk, ar, dine, sid

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Erstellt:
01.10.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 06sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2020, 06:00 Uhr

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