Tennis

„Härteste Jahr meines Lebens“: Zverev mit großer Chance in Paris

Nach geglückter Nachtschicht geht es für Alexander Zverev mit guten Aussichten in die zweite Woche der French Open. Den späten Beginn der Spiele sieht er kritisch – und blickt zurück. Von Florian Lütticke,

05.06.2023

Von dpa

Alexander Zverev hat in der Night Session in Paris gegen Frances Tiafoe gewonnen.  Foto: Jean-Francois Badias/dpa

Alexander Zverev hat in der Night Session in Paris gegen Frances Tiafoe gewonnen. Foto: Jean-Francois Badias/dpa

Paris. Kurz nach Mitternacht formulierte Alexander Zverev eine emotionale Erklärung. Abgekämpft, aber glücklich sprach der Olympiasieger über sein überwundenes Trauma von Paris – und freute sich dank der unerwartet verheißungsvollen Aussichten auf „viel Spaß“ in der zweiten Woche bei den French Open.

„Es war das härteste Jahr meines Lebens, ich liebe Tennis. Ich spiele den Sport nicht für Geld, nicht Ruhm oder etwas anderes“, schwärmte Zverev nach dem Achtelfinaleinzug am frühen Sonntagmorgen. „Als man mir das genommen hat, war das sehr schwer. Ich bin sehr froh, hier zurück zu sein.“

Den ersten Jahrestag seiner schweren Verletzung überstand Zverev beim 3:6, 7:6 (6:3), 6:1, 7:6 (7:5) gegen den Amerikaner Frances Tiafoe in einer Nachtschicht nach schwachem Beginn schadlos. Trotz einer Schrecksekunde bei einem Ausrutscher an fast genau der Stelle, wo er sich 2022 im Halbfinale gegen Rafael Nadal schwer am Knöchel verletzt hatte. Nun findet sich Zverev nach schwierigen Wochen mit Rückschlägen als Favorit auf den dritten Halbfinaleinzug in Serie beim Sandplatzklassiker in Paris wieder.

„Es wird nicht einfacher, ganz klar“, sagte der 26-Jährige mit Blick auf das nächste Duell mit dem Bulgaren Grigor Dimitrow am Montag. „Ich freue mich, in der zweiten Woche hier zu sein, und hoffentlich wird es noch weit für mich gehen hier.“ Der Bulgare verhinderte durch einen Dreisatzsieg die nächste Überraschung von Daniel Altmaier und ein deutsches Achtelfinalduell. „Natürlich ist Dimitrow ein Wahnsinnsspieler, der spielt vielleicht sein bestes Tennis auf Sand, das er je gespielt hat.“

Noch nicht auf Spitzenniveau

Zverev selbst ist von seinem früheren Spitzenniveau noch entfernt. Mit leichten Fehlern geriet der ehemalige Weltranglistenzweite gegen Tiafoe mehrfach in Gefahr, auch der Aufschlag wackelte immer wieder. „Ich denke nicht, dass er wieder auf dem Toplevel ist“, sagte der befreundete Amerikaner. „Er wird aber bald wieder auf dem Höhepunkt sein.“

Auch Boris Becker glaubt in Paris an die Chancen von Zverev, der weiter seinen ersten Grand-Slam-Titel jagt: „Er wurde von Satz zu Satz besser, lockerer“, lobte der Eurosport-Experte. „Das war für Sascha ein ganz wichtiger Sieg für die zweite Woche. Ich habe ein gutes Gefühl, da geht noch was.“ Auch in einem möglichen Viertelfinale gegen den Argentinier Tomas Martin Etcheverry oder Yoshihito Nishioka aus Japan wäre Zverev favorisiert.

Vor dem weiteren Turnierverlauf stand für Zverev aber die möglichst rasche Regeneration vom zweiten Abendspiel in Serie an. Um kurz vor halb zwei betrat er frisch geduscht mit einem „Guten Morgen“ den kleineren der beiden Haupt-Pressekonferenzräume im Untergeschoss des Court Philippe-Chatrier. Frühestens um vier, fünf Uhr werde er zum Schlafen kommen, berichtete er und äußerte sich kritisch über den späten Beginn der Abendspiele.

„Wenn wir fünf Sätze spielen, kann das auch bis zwei Uhr morgens gehen“, sagte Zverev. „Das ist irgendwo dann nicht mehr so gesund für den Spieler, der das Match gewinnt und dann am nächsten Tag wie jetzt auch wieder spielen muss.“ Seine Drittrundenpartie hatte nach halb neun Uhr abends begonnen und endete erst 18 Minuten nach Mitternacht. Grundsätzlich möge er die sogenannten Night Sessions, betonte er, aber für den Körper sei es angenehmer, um 23 Uhr schlafen zu gehen. „Ich bin der Meinung, dass man in den Night Sessions eher die Frauen spielen lassen kann, weil die ein Maximum von drei Sätzen spielen“, sagte Zverev. Spätestens ab dem Halbfinale sind die Spieler in Paris nur noch am Tag gefordert.

Altmaier strebt Platz 30 der Weltrangliste an

Daniel Altmaier verabschiedet sich nach einer klaren Drei-Satz-Niederlage in der dritten Runde dennoch mit einem positiven Fazit von den French Open. Für die Zukunft gibt er ein klares Ziel aus: Der Weltranglisten-79. will sich möglichst bis Anfang 2024 unter die ersten 30 der Tennis-Weltrangliste vorarbeiten.

„Bei den Australian Open gesetzt zu sein, ist auf jeden Fall realistisch“, sagte der 24 Jahre alte Kempener. In Paris hatte Altmaier mit dem Sieg in der zweiten Runde gegen den Italiener Jannik Sinner noch für eine Überraschung gesorgt. Altmaier will nun bei den Turnieren in Stuttgart, Halle, Mallorca und Wimbledon weitere Punkte sammeln.

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Erstellt:
05.06.2023, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 05.06.2023, 06:00 Uhr

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