Weihnachtsgeschenke

Gut gemeint ist gut gemacht

So manches Geschenk ist nicht so gut gewählt. Experten raten, sich trotzdem zu freuen. Anschließend kann man es weiterschenken oder verkaufen.

24.12.2020

Von CAROLINE STRANG

Auch wenn sie das gerade anders sieht: Geschenke sind an und für sich etwas Gutes. Foto: © MNStudio/shutterstock.com

Auch wenn sie das gerade anders sieht: Geschenke sind an und für sich etwas Gutes. Foto: © MNStudio/shutterstock.com

Berlin. Es sind wieder Socken. Dabei sah das Geschenk so wunderschön aus, silbernes Papier, eine große Schleife. Auf den Socken sind Elche. Vom Parfüm im nächsten Päckchen hat sie schon drei volle Flacons im Bad stehen. Riecht irgendwie streng.

Geschenke sind im Normalfall gut gemeint, aber nicht immer gut gemacht – oder doch? Moritz Freiherr Knigge stammt aus der Familie des weltberühmten Autors Adolph Freiherr Knigge, der über den Umgang mit Menschen schrieb. Der Autor und Redner wird nach eigener Aussage häufig gefragt, wie man mit Geschenken umgehen soll, die einem nicht gefallen. „Und ebenso häufig antworte ich darauf: Ich bedanke mich artig bis herzlich und freue mich, dass jemand an mich gedacht hat“, sagt er.

Keine Enttäuschung

Ob Geschenke gefallen oder nicht, sei schlicht zweitrangig. Denn das Geschenk sei ja freiwillig und ebenso freiwillig sei unsere Reaktion auf Geschmacklosigkeit und Geschmackssicherheit. „Wer Geschenke mit Erwartungen auflädt, der ist im besten Fall zufrieden und in allen anderen Fällen enttäuscht. Und Enttäuschung ist ein blödes Gefühl.“ Für alle Beschenkten gelte: „Gut gemeint ist gut gemacht.“

Soziologe Holger Schwaiger hat seine Doktorarbeit über das Schenken geschrieben. Auch für ihn ist wichtig, dass Beschenkte Dankbarkeit zeigen. „Dabei ist auch ein bisschen Theaterspielen, manchmal sogar Heuchelei nötig.“ Das sei die soziale Grammatik des Schenkens. Auch Friedrich Rost, Erziehungswissenschaftler und Psychologe, betont: Die gute Absicht des Schenkenden solle im Vordergrund stehen und gewürdigt werden.

Laut Experten gilt das eben auch für Socken oder ein übel riechendes Parfüm. Bei den unbeliebten Geschenken laut Umfragen ganz vorne ist neben Socken übrigens Unterwäsche, direkt gefolgt von Werkzeug, Praktischem für den Haushalt und Pflegeprodukten. Besonders beliebt sind laut einer Erhebung der Unternehmensberatung EY Gutscheine und Geldgeschenke, es folgen Lebensmittel und Süßwaren, Bücher, Spielwaren, Kleidung und Schmuck.

Für Geschenke geben die Deutschen viel Geld aus: Im Durchschnitt kaufen Erwachsene in diesem Jahr Weihnachtsgeschenke für rund 280 Euro, vor zehn Jahren waren es noch 220 Euro. Der Einzelhandel erwartet im Weihnachtsgeschäft, zu dem die Monate November und Dezember gezählt werden, wieder einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 wurden 13 Prozent davon im Internet erwirtschaftet, in diesem Jahr dürfte dieser Wert deutlich höher liegen – auch wegen der Einschränkungen durch die Corona-Krise und den zweiten Lockdown.

Wer nun wirklich keine Freude an dem Geschenkten hat, kann es nach Weihnachten wieder loswerden. Manche Waren kann man im Geschäft wieder umtauschen. Allerdings braucht man dazu meist den Kassenzettel und muss Fristen einhalten. Man muss sich also trauen, den Schenker danach zu fragen.

Inzwischen ist auch das Weiterverkaufen einfach. Dafür bietet das Internet viele Möglichkeiten. Anbieter wie Momox oder ReBuy kaufen Artikel. Auf Ebay Kleinanzeigen zum Beispiel kann man sie selbst verkaufen. Auch Tauschen ist eine Möglichkeit, die nicht nur im eigenen Verwandten- oder Bekanntenkreis funktioniert. Es gibt in vielen Städten Tauschveranstaltungen und Tauschbörsen im Internet wie Tauschticket.de.

Am einfachsten ist es aber wohl, das unbeliebte Präsent einfach weiter zu schenken – am besten an jemanden, bei dem man davon ausgeht, dass der Gegenstand zu ihr oder ihm wirklich passt. Dann entsteht aus höflicher Freude doch noch echte.

Gut gemeint ist gut gemacht

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Erstellt:
24.12.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 24.12.2020, 06:00 Uhr

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