Sicherheit

„Graue Wölfe“: EU-Parlament fordert Verbot

Einstufung der Gruppe als Terror-Organisation könnte Verhältnis zur Türkei belasten.

28.05.2021

Von GERD HÖHLER

Eine Hand zeigt den „Wolfsgruß“ der „Grauen Wölfe“ im April 2016 bei einer Demo in München. Foto: Peter Kneffel/dpa

Eine Hand zeigt den „Wolfsgruß“ der „Grauen Wölfe“ im April 2016 bei einer Demo in München. Foto: Peter Kneffel/dpa

Brüssel. Rassistisch und rechtsextrem, eine Bedrohung für alle, die sie als ihre Gegner betrachten – so charakterisiert das Europaparlament in seinem jüngsten Türkei-Bericht die rechtsextreme Ülkücü-Bewegung, die berüchtigten „Grauen Wölfe“. Mit der am 19.?Mai verabschiedeten Resolution fordert das Parlament die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, eine Einstufung der „Grauen Wölfe“ als Terrororganisation und damit ihr Verbot zu prüfen.

Mitglieder der ultra-nationalistischen Organisation, die sich selbst als „Idealisten“ (Ülkücüler) bezeichnen, wurden in den bürgerkriegsähnlichen Unruhen in der Türkei während der 1970er Jahre für hunderte politische Morde verantwortlich gemacht. Ihre bedeutendste Dachorganisation in Deutschland ist die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine (ADÜTDF). Der Verfassungsschutz, der die Bewegung beobachtet, geht von rund 11?000 Mitgliedern aus. Andere sprechen von über 18?000 Mitgliedern. Damit wären die „Grauen Wölfe“ die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland.

Eine Einstufung als Terrororganisation könnte neue Spannungen mit der Regierung in Ankara heraufbeschwören. Denn die politische Heimat der „Grauen Wölfe“ ist die rechtsextreme Partei MHP, mit der Staatschef Recep Tayyip Erdogan seit 2018 in einer Koalition regiert.

Wichtiger Partner für Erdogan

Ohne die 48 MHP-Abgeordneten hätte Erdogan im Parlament keine Mehrheit, und ohne die Unterstützung der „Grauen Wölfe“ hat er bei den spätestens 2023 fälligen Präsidentenwahlen keine Chance. Erdogans Pakt mit der MHP hat dazu geführt, dass sich nationalistische und islamistische Lobbyorganisationen der Türkei im Ausland einander annähern. So gibt es eine wachsende personelle Verflechtung der „Grauen Wölfe“ mit der Union Internationaler Demokraten (UID), dem Auslandsableger der Erdogan-Partei AKP. Im April beorderte Erdogan Spitzenvertreter der ihm nahestehenden deutsch-türkischen Organisationen wie der UID, der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs und des Religionsverbandes Ditib nach Ankara. Mit dabei war der Deutschland-Chef der „Grauen Wölfe“. Sie hätten darüber beraten, wie der Einfluss auf die türkische Gemeinde in Deutschland gestärkt werden kann, berichten Insider.

Auch Außenminister Mevlüt Cavusoglu gab sich in Deutschland als Anhänger der „Grauen Wölfe“ zu erkennen. Bei einem Besuch im März 2017 zeigte er den Wolfsgruß. Dabei werden die beiden Mittelfinger auf den Daumen gelegt, der Zeige- und kleine Finger abgespreizt. So entsteht die stilisierte Silhouette eines Wolfskopfes. Gerd Höhler

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Erstellt:
28.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 28.05.2021, 06:00 Uhr

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