Vandalismus in Tübingen

Gerupft, zerstört, gestohlen: Händler beklagen Zerstörung

Seit Freitag stehen vor Geschäften in Tübingen Weihnachtsbäume. Drei davon sind bereits verschwunden. Händler klagen über sinnlose Zerstörung.

05.12.2018

Von Lisa Maria Sporrer

Der Weihnachtsbaum vor dem Laden von Renate Bürkle kündigt schon an, dass nächstes Jahr keiner mehr dort stehen wird. Bild: Renate Bürkle

Der Weihnachtsbaum vor dem Laden von Renate Bürkle kündigt schon an, dass nächstes Jahr keiner mehr dort stehen wird. Bild: Renate Bürkle

Dieses Jahr hat sich Renate Bürkle zwei Weihnachtsbäume geleistet. Am Freitag wurden sie geliefert. Rechts und links vom Ladeneingang ihrer Boutique in der Neuen Straße stellte sie die Tannenbäume auf und schmückte sie noch am gleichen Tag. Als sie am Montagmorgen ihren Laden aufschließen wollte, war von den Bäumen weit und breit nichts mehr zu sehen. „Ich habe als erstes die Umgebung abgesucht. Schließlich waren die Töpfe ganz schön schwer. Die kann ja niemand weggetragen haben“, sagt Bürkle. Eine Straße weiter stand tatsächlich einer dieser Bäume. Mit dem Sackkarren schaffte sie den Baum zurück vor ihren Laden.

Seit einigen Jahren nimmt der Handel- und Gewerbeverein Tübingen (HGV) eine Sammelbestellung Weihnachtsbäume für die Tübinger Einzelhändler auf. „Ziel ist es, eine möglichst stimmungsvolle und abwechslungsreiche Weihnachtsdekoration in der Stadt zu schaffen, die den Weihnachtsbummel noch schöner macht und den Wohlfühlfaktor in der Stadt erhöht“, sagt Christina Vossler-Wolf vom HGV. Weil in den letzten Jahren oftmals nachts und am Wochenende die Bäume von Unbekannten aus der Erde gerupft, zerstört oder gestohlen wurden, betoniert die Gärtnerei Reibold die Bäume seit fünf Jahren in große Kübel ein. Aber auch das scheint kein Hindernis für die Diebe darzustellen. Viele Händler haben inzwischen resigniert und beteiligen sich nicht mehr an der Sammelbestellung. Lediglich 28 Händler bestellten sich in diesem Jahr noch einen Baum. Zahlen müssen sie ihn aus eigener Tasche, Kosten: 78 Euro.

„Die betroffenen Händler sind sehr enttäuscht und fassungslos, dass es offenbar in Tübingen Menschen gibt, die sich einen Spaß daraus machen, die Bäume wegzuschleppen, oder ganz einfach auf diese Weise an einen kostenlosen Weihnachtsbaum kommen wollen“, sagt Claudia Spohn vom HGV.

Drei Bäume sind in diesem Jahr bereits verschwunden. Dabei stehen sie erst seit Freitag vergangener Woche vor den Geschäften. Auch bei der Stadtverwaltung kennt man diese Probleme. Da werden Pflanzgefäße umgestoßen, der Blumenschmuck an der Neckarbrücke samt Kasten in den Fluss geworfen und Pflanzen von öffentlichen Plätzen geklaut. „Bei städtischen Eigentum ist das finanziell ärgerlich“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer.

Immer wieder sieht er früh morgens auf dem Weg zur Arbeit die Hinterlassenschaften solches Vandalismus. „Die Art dieser sinnlosen Zerstörung hat sich ausgebreitet. Uns als Stadt treibt das nicht in den Ruin. Aber für Händler hängt da noch mehr dran, für sie ist das viel Geld“, sagt Palmer.

Bettina Butsch-Rühl, die in der Neuen Straße ihr Kosmetikinstitut mit Parfümerie betreibt, klagt ebenfalls: „Wir als Händler versuchen hier, alles hübsch zu machen und individuell zu gestalten, damit ein Einkaufsbummel in Tübingen etwas besonderes ist“, sagt sie. Am Wochenende verschwand bei ihr eine der beiden Kiefern vor ihrem Geschäft. Kosten des Baums: 190 Euro. Butsch-Rühl bestellt keine Weihnachtsbäume über den HGV, weil sie ganzjährig Pflanzen vor ihrem Laden aufstellt.

„Ich konnte am Montagmorgen noch die Spur bis zur Holzbrücke am Nonnenhaus nachverfolgen“, sagt sie. Bis dahin nämlich führte sie die Erde. „Dort war dann ein ganzer Haufen Erde. Der Dieb muss die Pflanze dort abgestellt haben, weil sie ihm zu schwer wurde“, vermutet sie. Von dem Baum war aber keine Spur. „Ich bin ausdauernd“, sagt Butsch-Rühl und meint damit, sich neue Bäume zu kaufen.

Ganz anders sieht das Bürkle. Der wiedergefundene Baum steht nun mit einem Schild vor ihrem Laden. Darauf kündigt sie an, im kommenden Jahr keinen Baum mehr hinzustellen. „Ich habe heute zwei Bäume bezahlt und habe nur noch einen. Das ist richtig frustrierend“, sagt sie.

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Erstellt:
05.12.2018, 22:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 05.12.2018, 22:30 Uhr

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