Sparen

Geld ist in Gefahr

In Deutschland sind Anlagen bei Banken sehr sicher. Anders kann es im EU-Ausland aussehen, warnen Verbraucherschützer.

08.03.2021

Von ROLF OBERTREIS

Frankfurt. Die Schließung der bislang allgemein eher unbekannten Greensill Bank in Bremen trifft offenbar auch einige Tausend Privatanleger. Rund eine Milliarde Euro sollen sie beim Institut geparkt haben, weil dort attraktivere Zinsen geboten werden. Aktuell kommen die Anleger nicht an ihr Geld, die Einlagen sind aber bis zu 100?000 Euro abgesichert.

Der Fall lenkt aber den Blick auf Plattformen wie Weltsparen oder Zinspilot, über die Anlegerinnen und Anleger auf kleine Institute wie Greensill und deren vergleichsweise attraktive Angebote aufmerksam werden. Weltsparen etwa vermittelt Tagesgeld und Festgeldanlagen zu mehr als 100 Instituten in mehr als 30 Ländern, zählt nach eigenen Angaben rund 330?000 Kunden und hat Anlagen im Volumen von 31 Milliarden Euro vermittelt. Ausdrücklich betont die Plattform, dass alle Institute lizensiert seien und der Einlagensicherung unterliegen. An Greensill hat die Plattform nach eigenen Angaben 15?000 Kunden vermittelt.

Die Liste der Banken, die Weltsparen vermittelt, umfasst kleinere Häuser aus Deutschland, aus Skandinavien, West- und Südeuropa, Osteuropa von Bulgarien bis hin nach Litauen und Estland, Zypern und Malta. Ähnlich arbeitet die Vermittlungsplattform Zinspilot, die unter anderem auf mehrere Institute auch aus Rumänien setzt.

Auch die Stiftung Warentest gibt Entwarnung: „Sparer der Greensill Bank müssen sich keine Sorgen um ihr Geld machen.“ Die Sparguthaben jedes einzelnen Anlegers seien in „Millionenhöhe“ abgesichert, durch die deutsche gesetzliche Einlagensicherung und zudem durch den freiwilligen Sicherungsfonds der deutschen Banken.

Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg glaubt, dass die Kundinnen und Kunden der Greensill Bank wohl noch mit dem Schrecken davonkommen. „Aber es ist nur eine Frage der Zeit bis es auch eine Bank im EU-Ausland erwischt, an welche die Zinsportale derzeit in großem Stil Einlagen deutscher Sparer vermitteln. Es bleibt abzuwarten, ob dies dann genauso glimpflich enden wird“. Verbrauchern sei es nicht möglich, Transparenz, Verlässlichkeit und Vollständigkeit der von den Portalen erstellten Vergleiche zu überprüfen. Es sei nicht erkennbar, wie das Ranking bei Vergleichen zustande komme und welchen Einfluss Provisionen hätten. Weltsparen etwa ist für Sparerinnen und Sparer kostenfrei. Die Plattform erhält Provisionen von der jeweiligen Bank.

Nauhauser sieht auch den Aspekt Sicherheit kritisch. „Konkret: Die Portale werben mit ,EU- Einlagensicherung? und mit ,100?000 Euro-Einlagensicherung? und suggerieren damit eine Sicherheit, die es tatsächlich so nicht gibt.“ Die Einlagen seien nicht überall gleich sicher, das hänge auch von den Staaten ab. Für Bulgarien etwa gilt nur eine unterdurchschnittliche Bonitätsnote der Ratingagentur Standard&Poors von BBB. Danach ist eine Geldanlage hier „eher durchschnittlich gut und nicht sonderlich sicher“.

Nauhauser rät auch skeptisch zu sein, wenn etwa mit „100 Prozent Zinsgarantie“ geworben werde. Geld sollte nur Instituten anvertraut werden, die zusätzlich der gesetzlichen Einlagensicherung der deutschen Banken angeschlossen sind. Hier reicht die Absicherung bis zu 74,7 Millionen Euro pro Kunde.

Das renommierte Finanzportal FMH Finanzberatung freilich ist weniger kritisch. Dort wird der Ansatz von Vermittlern wie Weltsparen oder Zinspilot seit Jahren ausdrücklich gelobt und Weltsparen im vergangenen September sogar als „bester Festgeldvermittler“ bezeichnet. Auch die Plattform Zinspilot wurde schon mehrfach ausgezeichnet, von FMH und etwa dem Tüv Saarland.

Am Festgeldvermittler Zinspilot ist im Übrigen auch die Deutsche Bank seit Herbst 2019 mit 5 Prozent beteiligt.

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Erstellt:
08.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 08.03.2021, 06:00 Uhr

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