Tennis
Gehörloser Profi Lee macht Furore
Der 21-jährige Südkoreaner schafft als erster tauber Spieler den Sprung in die zweite Runde eines ATP-Turniers.
Winston-Salem. Als Kind wurde Lee Duck Hee gehänselt. Er konnte die Schmähungen nicht hören, doch sie kamen an, denn der Kleine hatte früh gelernt, von den Lippen abzulesen. Die Mutter wollte es so, ihr gehörloser Junge sollte möglichst normal aufwachsen, und das war richtig. Jetzt hat Lee Tennisgeschichte geschrieben.
Als erster Gehörloser gewann der Südkoreaner ein Match im Hauptfeld eines ATP-Turniers. Lee setzte sich auf dem Hartplatz von Winston-Salem im US-Bundesstaat North Carolina gegen Henri Laaksonen aus der Schweiz durch, nach einer fünfstündigen Regenpause hieß es am Ende 7:6 (7:4), 6:1. „Ich hätte nie gedacht, dass ich in diesem Spiel durchkomme“, sagte der 21-Jährige nach dem Coup.
Lee ist seit seiner Geburt taub. Mit sechs wurde ihm das bewusst. „Zuerst war ich geschockt, weil ich anders war“, erzählte die Nummer 212 der Weltrangliste zuletzt dem Tennis Channel. Also nahm er früh das Racket in die Hand, denn der Sport war „die beste Möglichkeit, in der normalen Gesellschaft klarzukommen“.
Sein Handicap ist enorm, zumindest auf dem Platz. Lee kann nicht hören, wann der Ball aufkommt oder der Gegner ihn trifft. Die Konkurrenz ist beeindruckt. „Wenn ich mit Kopfhörern spielen müsste, wäre es unglaublich schwierig, das Tempo des Balles einzuschätzen“, sagte der Brite Andy Murray: „Wir benutzen unsere Ohren in vielerlei Hinsicht.“ Lee habe „einen großen Nachteil“. US-Boy Tennys Sandgren schätzt Lees Akribie. „Vor ein paar Jahren habe ich ihn geschlagen, da kam er nach dem Match mit einem Google-Übersetzer zu mir und fragte: ,Was sind meine Schwächen??“, sagte Sandgren. „Das war cool, ich würde sowas nicht machen.“
Lee hat gelernt, mit den Widrigkeiten zu leben. Auch wegen der Ablehnung. „Mir wurde gesagt, dass ich kein großer Tennisspieler werden kann, weil ich taub bin. Ich wollte aufhören, aber gleichzeitig beweisen, dass das falsch ist“, so Lee, der lediglich laute Schreie oder Hupgeräusche wahrnehmen kann. Nun wartet der an Position drei gesetzte Pole Hubert Hurkacz auf Lee. Egal wie es ausgeht, er ist ein Sieger. sid