Astrazeneca

Geheimnis um Millionen Impfdosen

Wie das Vakzin in die Lagerhalle in Italien kam und wohin es geliefert werden sollte, bleibt weiter unklar.

26.03.2021

Von BETTINA GABBE

In der Firma Catalent lagerten Millionen Impfdosen. Foto: Vincenzo/afp

In der Firma Catalent lagerten Millionen Impfdosen. Foto: Vincenzo/afp

Rom. Unbehelligt verlassen am Morgen zwei Lkw mit niederländischem und italienischem Kennzeichen das Gelände der italienischen Firma Catalent in Anagni. Dort waren zuvor 29 Milllionen Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs entdeckt worden. Doch auch nach dem Fund wird der Wirkstoff von dort aus weiter in Logistik-Zentren in Belgien und die Niederlande gebracht – und in andere Länder exportiert.

Astrazeneca weist den von der EU-Kommission genährten Verdacht zurück, es halte den Wirkstoff für Ausfuhren etwa nach Großbritannien zurück. Die im Abfüllwerk gefundenen Dosen seien für das WHO-Programm zur Versorgung von Entwicklungsländern und die Europäische Union bestimmt. Der Impfstoff ist demnach weder versteckt noch illegal gelagert worden.

Die Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll armen Ländern den Zugang zu Corona-Impfstoffen garantieren. Mit 13 Millionen Dosen sei knapp die Hälfte des Fundes für diese Länder bestimmt. Die übrigen 16 Millionen will Astrazeneca bis April an EU-Länder ausliefern.

Beide Kontingente warten dem Unternehmen zufolge in Anagni auf eine Qualitätskontrolle. Es handle sich also keineswegs um Vorratshaltung von Impfdosen, teilte das britisch-schwedische Unternehmen mit.

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi betonte angesichts der Impfstoff-Knappheit seine Unterstützung für das WHO-Programm. Der Ex-Chef der Europäischen Zentralbank ist jedoch überzeugt, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für Exporte des innerhalb der EU dringend benötigten Wirkstoffs ist.

Italien hatte auf einen Hinweis des EU-Binnenkommissars Thierry Breton hin eine Inspektion des Abfüllwerks im Industriegebiet unterhalb des malerischen Bergstädtchens Anagni veranlasst. Eine für Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten zuständige Sondereinheit der Carabinieri stieß dabei auf die knapp 30 Millionen Dosen.

„Das Vakzin wurde außerhalb der EU produziert und ins Werk von Anagni gebracht, um dort abgefüllt zu werden“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Hintergrund ist der zuletzt unmittelbar vor dem EU-Gipfel vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz geäußerte Vorwurf, die Europäische Union habe bislang nicht genügend Impfstoff importiert und er werde ungerecht verteilt. Bettina Gabbe

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Erstellt:
26.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 26.03.2021, 06:00 Uhr

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