Tübingen · Femizide

„Frauen helfen Frauen“: 123,5 blutrote Schuhpaare

„Frauen helfen Frauen“ erinnerte am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen an Ermordete und an die Gründe für Femizide.

26.11.2021

Von Caroline Kunz

Rund 40 Personen beteiligten sich am Gedenken an die ermordeten Frauen. Bild: Ulrich Metz

Rund 40 Personen beteiligten sich am Gedenken an die ermordeten Frauen. Bild: Ulrich Metz

Auf dem Marktplatz standen am Donnerstag 123,5 Paare rote Schuhe, rot für das vergossene Blut. Die Schuhe stehen für die Frauen, die von ihren (Ex-)Partnern ermordet wurden. In Deutschland passiert das jeden dritten Tag.

Das Mahnmal gibt es am 25. November weltweit. Dieses Jahr war so eine Aktion zum ersten Mal in Tübingen. Micha Schöller und Andrea Filter von „Frauen helfen Frauen“ sagten, man müsse gegen geschlechtsspezifische Gewalt und die patriarchalen Bedingungen, die Femizide ermöglichen, kämpfen. Zudem verlas der Verein Biographien ermordeter Frauen.

Femizide sind Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts. „Das ist die extremste Form geschlechtsspezifischer Gewalt“, sagte Schöller. Grund der Gewalt sei meistens, dass sich die Frau vom Mann trennen wolle oder getrennt habe. Dem gehe oft häusliche Gewalt und Stalking voraus.

Die Feministin sagte: „Dass Femizid medial als Familiendrama dargestellt werden, erzeugt das Bild, es handle sich um Einzelfälle.“ Gewalt gegen Frauen sei aber Ausdruck von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Männern und Frauen. „Bevor die Täter ihren Besitzanspruch an eine Frau aufgeben, zerstören sie lieber ihr ‚Eigentum‘“, so Schöller. Andrea Filter ergänzte: „Wir sehen in den Frauenhäusern, dass eine Trennung für Frauen gefährlich ist. Viele bekommen Morddrohungen.“ 2020 waren bei ihr rund ein Drittel mehr Frauen in Beratung als zuvor, vermutlich auch wegen der Lockdowns. Die verlesenen Biographien sind derzeit im Tübinger Landratsamt ausgestellt (Voranmeldung bei „Frauen helfen Frauen“). Neben „Frauen helfen Frauen“ hisste „Terre des Femmes“ am Donnerstag eine Fahne am Tübinger Rathaus. In Reutlingen gab es auch eine Fahnenhissung, und „Görls“ organisierte ebenfalls eine Schuhaktion.

Woher kommt der Tag gegen Gewalt an Frauen?

Die roten Schuhe gehen zurück auf die mexikanische Künstlerin Elina Chauvet. Sie sind am 25. November ein Mahnmal für alle vermissten, misshandelten, vergewaltigten und ermordeten Frauen.

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen geht zurück auf drei dominikanische Sozialistinnen, die Schwestern Mirabal. Sie wurden für ihren Widerstand gegen den damaligen Diktator Rafael Trujillo 1960 vom militärischen Geheimdienst entführt und ermordet. Lateinamerikanische und karibische Feministinnen rufen seit dem Jahr 1981 am 25. November zum Gedenken an die Opfer von Gewalt an Frauen auf. Seit 1999 ist es auch ein Aktionstag der Vereinten Nationen.

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Erstellt:
26.11.2021, 18:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 26.11.2021, 18:30 Uhr

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