Mössingen · Film

Filmreihe: Kafka, Kapellenkontemplation, KZ-Kommandant

„Kino und Kirche“ läuft seit 33 Jahren. Die Filmreihe startet am Freitag, 22. März, in den „Lichtspielen Mössingen.“

20.03.2024

Von Jürgen Jonas

In „Ruäch“ geht es um das unbekannte Volk der Jenischen und ihrer Familien. Bild: Frenetic Films

In „Ruäch“ geht es um das unbekannte Volk der Jenischen und ihrer Familien. Bild: Frenetic Films

Mit 66 Programmen hört das Leben von „Kino und Kirche“ noch lange nicht auf. 1991 wurde die halbjährlich wechselnde Mössinger Filmreihe begründet, mit Unterstützung der katholischen und der evangelischen Kirche. „Lichtspiele“-Betreiber Stefan Schlegel und Wolfgang Heutjer, ehemaliger Bästenhardt-Pfarrer, bilden seither die Filmauswahlkommission, treffen die Auswahl allermeist abseits des Gängigen, nah am Nachdenklichen, auf Qualität bedacht.

Die Reihe wird diesmal eröffnet mit einem „nicht-narrativen Dokumentarfilm“. Am kommenden Freitag, 22. März, führt der Weg zu „7 Kapellen“, die von sieben Architekten entlang der Radwege im wunderschönen schwäbischen Donautal gebaut wurden. Musik, Natur und Landschaft gehen Hand in Hand, man hat nur Bilder. Radelnde machen Rast, hören in die Architektur hinein oder auch nicht. „Einige von ihnen beten sogar.“

Franz Kafka kann in diesem Jahr nicht fehlen. Am Freitag, 26. April, wird eine „sensible, poetische Love Story“ lebendig, die tödlich endet, doch recht fern vom düsteren Werk sich entfaltet. Gerade angelaufen, zeigt „Die Herrlichkeit des Lebens“ (Regie Georg Maas) Kafka in den letzten Monaten seines Lebens, als der Tuberkulosekranke mit Dora Diamant, seiner letzten Liebe, in Berlin zusammenlebt. Überzeugend in den Hauptrollen: Sabin Tamrea und Henriette Confurius. Es wird versprochen, der Film halte „gekonnt die Balance zwischen Melodram und romantischer Komödie“.

Etwas ganz Besonderes bieten die beiden Kino-Enthusiasten für Freitag, 31. Mai, an, nach einer Anregung aus dem Publikum. „Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa“. Ein Dokumentarfilm aus der Schweiz. „Ruäch“ (Bauern) nennt die jenische Sprache die Nicht-Jenischen. Sieben Jahre haben die beiden Regisseure Jenische auf ihren Fahrten begleitet, in Graubünden, Kärnten und Savoyen. Erst allmählich offenbaren sie die verbrecherischen Abgründe, die, ihr Leben prägend Schweizer Behörden sich für sie ausdachten. „Ein meisterhaftes Roadmovie zu einem weithin unbekannten Volk, das durch seine Stärke und freie Lebenseinstellung beeindruckt.“

Filme zum weiten Leichenfeld des Nationalsozialismus gehören seit jeher in die Reihe. Gerade ist „The Zone of Interest“ (Regie: Jonathan Glazer) angelaufen. Mit höchsten Filmauszeichnungen versehen, „formal und inhaltlich radikal“. Kommandant Rudolf Höß (Christian Friedel) mit Familie in der Gartenidylle direkt vor der Mauer zum Konzentrationslager Auschwitz, dessen höllische Gestaltung nur hörbar wird oder als Rauchschwade erscheint. Frau Hedwig (Sandra Hüller) gefällt es im „Traumhaus“ gut, sie will es nicht verlassen, als ihr Gatte versetzt wird. Die „Banalität des Bösen“, des unbeteiligten Zuschauens, wird sichtbar am Freitag, 28. Juni.

Für Freitag, 36. Juli, ist vorgesehen „My sailor, my Love“, ein „ruhiger Liebes- und Versöhnungsfilm, zum Zurücklehnen“, wie Heutjer sagt. Es geht um den pensionierten Seebären Howard, der sich nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Seine Tochter Grace, mit ihm seit langem zerstritten, engagiert für ihn die lebenslustige Haushälterin Annie, die neuen Lebenssinn in ihm weckt. Das wirkt sich auch heilend auf die Entfremdung zwischen Tochter und und Vater aus. Botschaft: Es ist nie zu spät für Neuanfang, für Liebe und Verzeihen. Für den Film spricht auch der Drehort: die irische Insel Achill.

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Erstellt:
20.03.2024, 17:41 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 20.03.2024, 17:41 Uhr

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