Öffnungen

Modellprojekte: Feiern auf Stadtfesten, Tanzen im Club

In 19 Modellprojekten im Südwesten wird getestet, was wieder möglich ist. Aus Experimenten könnten Vorbilder für das ganze Land werden.

05.06.2021

Von MICHAEL SCHEIFELE

Eine Disco in Stuttgart  natürlich aus der Vor-Corona-Zeit. Ein Konzept für eine Rückkehr auf die Tanzfläche soll nun getestet werden. Foto: Franziska Kraufmann/dpa

Eine Disco in Stuttgart natürlich aus der Vor-Corona-Zeit. Ein Konzept für eine Rückkehr auf die Tanzfläche soll nun getestet werden. Foto: Franziska Kraufmann/dpa

Stuttgart. Eine Nacht im Club durchtanzen, ein Fußballturnier mit der Jugendmannschaft gewinnen oder wieder über ein Volksfest schlendern. Was lange nahezu unmöglich schien, wird mancherorts schneller Realität als gedacht. Zumindest in einigen Regionen Baden-Württembergs: Das Land erlaubt wegen der konstant sinkenden Infektionszahlen 19 Modellprojekte im Tourismus, in der Kultur, im Sport und in der Clubszene. Doch was sollen die Modellvorhaben erreichen und welchen Einfluss haben sie?

Mit den Projekten im Südwesten sollen Öffnungskonzepte unter Pandemiebedingungen erprobt werden, sagt ein Sprecher des Landessozialministeriums. Die Versuche werden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Ist ein Modell erfolgreich, fließen die Erkenntnisse in die Öffnungsstrategie des Landes ein. Ein Projekt werde dann als erfolgreich angesehen, wenn es keinen nennenswerten Anstieg der Infektionen vor Ort gebe.

Tanzen ohne Abstand und Maske

Zwei Ravensburger Clubs sind die ersten im Land, die nach 15 Monaten wieder öffnen dürfen. Michael Neurohr, der Betreiber des Tanzlokals „Kantine“, freut sich, Teil des Modellprojekts zu sein. Schon bald sollen die Besucher in seinem Club ohne Maske und Abstand tanzen dürfen, berichtet das Sozialministerium.

„Wir wollen Vorreiter für das Land sein und ein gutes Konzept auf die Beine Stellen“, sagt Neurohr. Wenn es nach der Ravensburger Stadtverwaltung geht, soll es Mitte Juni losgehen. Das hängt allerdings noch von der Einschätzung des Gesundheitsamts ab, teilt Timo Hartmann, der Pressesprecher der Ravensburger Stadtverwaltung, auf Nachfrage mit.

Die Kultur sei in der Pandemie stark eingeschränkt worden, begründet Hartmann die Bewerbung der Stadt. Auch hätten junge Menschen durch „extreme Zurückhaltung“ dazu beigetragen, die Pandemie in „vorbildlicher Weise“ zu bekämpfen. „Uns liegt daran, dass wir jungen Menschen wieder eine Freizeitperspektive geben wollen.“

Derzeit werde zusammen mit dem Gesundheitsamt ein „tragfähiges Hygienekonzept“ erarbeitet, sagt Hartmann. Fest steht bereits, dass Besucher getestet sein sollen. Eventuell gebe es außerdem Gästelisten, mehr Toiletten und einen zusätzlichen Ausschank im Freien.

Ein weiteres Modellprojekt ermöglicht es Jugendspielern im Ortenaukreis, noch diesen Monat in einem Fußballturnier gegeneinander anzutreten. Auch dort sollen Teilnehmer getestet sein und die Kontaktdaten erfasst werden. Der Südbadische Fußballverband arbeite an einer Umsetzung.

Welfenfest wird gefeiert

Ähnlich will auch die Stadtverwaltung von Weingarten, dass von ihrem Modellprojekt „Vorbildcharakter und Signalwirkung“ ausgeht. Während viele Baden-Württemberger in diesem Jahr pandemiebedingt erneut auf ihr lokales Stadtfest verzichten müssen, können die Weingartener ihr traditionelles Welfenfest vom 9.?bis zum 13. Juli mit Bierausschank und Vergnügungspark feiern.

Wenn das Experiment gelingt, könnte die Veranstaltung in Weingarten Vorbild für ähnliche Feste in ganz Baden-Württemberg sein, ist Carolin Schattmann, die Pressesprecherin der Stadt Weingarten, überzeugt.

Vom Modell zur Öffnung

Alle 19 Modellprojekte des Landes gehen über das hinaus, was derzeit möglich ist, sagt der Sprecher des Sozialministeriums. Bei einigen Projekten sollte eine generelle Öffnung bereits bald möglich sein. Zum Beispiel in Freizeitparks, schreibt das Ministerium auf seiner Homepage.

Das Ministerium plant, dass eine weitere Gruppe von Modellprojekten möglicherweise nach zwei Wochen für das gesamte Bundesland erlaubt werde. Darunter fallen zum Beispiel Feste und Fußballturniere.

Die Öffnung von Clubs gehört zur letzten Gruppe. Wenn ein solches Experiment sichtbar mehr Infektionen auslöst, soll es abgebrochen werden. Projekte aus der letzten Gruppe sollen bei guten Verlauf frühestens nach vier Wochen im ganzen Land umgesetzt werden.

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Erstellt:
05.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 05.06.2021, 06:00 Uhr

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