Auf dem Marktplatz gab sich die Prominenz auf der Tribüne ein Stell-dich-ein. Annette Widmann-Mauz, Staatsministerin im Bundeskanzleramt, und Regierungspräsident Klaus Tappeser sind schon Dauergäste. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, hatte als gebürtige Westfälin eine sparsame Verkleidung gewählt und lediglich eine Blume auf die Wange gemalt. Ritter Stephan, der Selbstherrliche, nahm’s gelassen. Wer sollte ihm schon die Show stehlen?

Frauen mussten ins Konfettibad

Schon vor Beginn des Umzugs standen die Menschen auf Marktplatz und Ehinger Platz, in Königstraße und Sprollstraße mehrreihig. Entspannter ging es auf den Streckenabschnitten dazwischen zu. Damit es vom Startschuss am Eugen-Bolz-Platz bis zum Aufmarsch des Rottenburger Fanfarenzugs vorm Rathaus nicht langweilig wurde, liefen die Ahlande zu ihrem Tanz auf. Außerdem gab es dort eine ganz erkleckliche Auswahl Essensbuden. Gegen den kalten Wind wärmte Glühwein oder Whiskey-Punsch.

Auf der Sprollstraße nahm der Spuk derweil seinen Lauf. Nach dem edel daherschreitenden Hofstaat mit Gräfin Mechthild auf ihrer Thronkutsche trieben die Stadthexen ihr Unwesen. Das ist nicht jedem geheuer. Selbst junge Männer zog es da in die zweite Reihe. Doch die bevorzugten Opfer der ausschließlich männlichen Hexen für ihr Konfettibad sind junge Frauen. Hui, da ging es rund im Drehbottich. Die Ahlande kamen mit ihrer Saubloder eher harmlos daher. Die Bogges beschossen das Publikum aus der Konfettikanone.

Aus Bad Waldsee kamen die freundlichen Schorrenweible, Faselhannes und Narros. Sie zauberten mit ihren lachenden Masken den Zuschauern ein Lächeln aufs Gesicht. Der ein oder andere bekam auch eine Kusshand zugeworfen. Die Hexen der Zunft heißen Schrättele. Sie bauten Pyramiden und bekamen dafür viel Applaus.

Fasnet 2019: Bilder vom Ommzug in Rottenburg

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Auf Bräute hatten es die Bräutlingsgesellen aus Bingen abgesehen. Im 17. Jahrhundert trugen junge Männer nach der Fastenzeit, in der der eheliche Verkehr verboten war, ihre Bräute auf gepolsterten Stangen durch den Ort – aus Freude, dass die Zeit des Darbens vorbei war. Gestern wurden die Mädchen auf der Stange ordentlich durchgerüttelt. Die Benger Schnäpper hatten ihren Fasnetsruf auf Schaumstoff-Hammer geschrieben. Doch mit den ungewohnten Rufen taten sich die Zuschauer schwer. „Feifer-Haa-Jo“ wäre er für die lustigen Feifer aus Ennetach gewesen.

Aus Böblingen kamen die rot-schwarzen Lombamenscher. Ihre Hüte waren eine kunstvolle Kreation aus verschiedensten Kugeln. Schön anzusehen waren die freien Laufgruppen, die ein Hauch Moderne in die Tradition bringen. Eine elegante Brücke schlagen die Glogga Sträggele, die es seit elf Jahren gibt und die eine hölzerne Doppelmaske tragen. Aus Hirschau kam eine Gruppe Augustine, jeder Clown sah ein bisschen anders aus. Völlig losgelöst von allen Konventionen verkleideten sich die Ro-Bots. Die Wengert-Hexen, die heuer ihren 20. Geburtstag feiern, hatten einen Rahmen im Facebook-Design dabei. Das machte die Jugendlichen an. Sie ließen sich dahinter fotografieren und posteten anschließend sicher ein Bild bei Facebook oder noch wahrscheinlicher bei Instagram.

Musizierende Störche

Bonbons und anderen Schleck gibt es bei schwäbisch-alemannischen Umzügen ja nur dosiert und meist direkt in die Hand. Die Frechdachse verteilten Schwarzwurstscheiben. Von den Frechen Früchtchen, die als Erdbeeren kräftiges Rot und Grün auf
die Strecke brachten, gab es Fruchtgummi.

Etliche Zünfte aus benachbarten Ortschaften waren mit richtig vielen Hästrägern nach Rottenburg gekommen und bildeten so ein prächtiges Bild, wie sie in langen Reihen durch die Straßen liefen. Zwischen die Hästräger waren heuer sehr viele Musikgruppen eingestreut. Das tat dem Umzug gut und brachte zusätzlich tolle Stimmung. Der Grünmettstettener Musikverein kam im Storchenkostüm. Die Guggenmusiker fielen durch ihre bunten Outfits auf. Und Lumpenkapellen sehen halt aus, wie es ihr Name sagt. Doch bei der Musik ließen sie sich nicht lumpen. Nach dem Umzug feierte das närrische Volk weiter.