Kino
Fall Nawalny: Enthüllungen aus dem Schwarzwald
Kurz nach der Rückkehr nach Moskau veröffentlicht Kreml-Kritiker Alexej Nawalny eine Dokumentation über Putins Machenschaften – gedreht wurde in den neuen Black Forest Studios in Kirchzarten.
Das aus Freiburg stammende Ehepaar Weiland hat einen Millionenbetrag investiert, um das ehemalige Kurhaus in ein modernes Filmstudio zu verwandeln. Hier sollen sich Kreative treffen und mit Blick auf die Natur Ideen entwickeln. „Wir möchten es den Filmschaffenden ermöglichen, hier in Ruhe und entspannter Atmosphäre zu arbeiten“, sagt Studiobetreiber Sebastian Weiland.
Eine Produktion aus den Black Forest Studios schlägt derzeit international hohe Wellen. Die „Badische Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet, dass der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sich mit seinem Team in Kirchzarten einquartiert habe, um seinen Enthüllungsfilm „Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung“ fertigzustellen. Zuvor hatte sich der im August vergiftete Nawalny einige Wochen im Schwarzwaldörtchen Ibach in der Nähe von Waldshut-Tiengen erholt.
Am Sonntag wurde der russische Bürgerrechtler direkt nach seinem Rückflug aus Deutschland am Flughafen Moskau verhaftet. Zwei Tage später veröffentlichten seine Mitarbeiter den fertigen Film im Internet. Das Video wurde bis Freitagmorgen über 50 Millionen Mal auf Youtube angeklickt. Nawalny möchte darin wissen, „wie aus einem normalen sowjetischen Offizier ein Verrückter werden kann, der besessen von Reichtum und Luxus ist“. Und zeigt neben vielen Dokumenten und Grafiken auch mittels einer Drohne gefilmte Bilder eines riesigen Anwesens am Schwarzen Meer: Putins Luxuspalast, so die Behauptung.
Das Treffen mit den Studiobetreibern Sebastian Weiland und seiner Frau Nina Gwyn Weiland erfolgt am gleichen Ort. Nach dem Trubel der vergangenen Wochen ist wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt. Anfang Dezember hatte die Weilands die Anfrage einer amerikanischen Produktionsfirma erreicht. Gesucht wurden für den Dreh einer Dokumentation Räume, Personal und Equipment in Süddeutschland.
Die Weilands kannten die Firma nicht, obwohl sie selbst jahrelang in L.A. studiert und gearbeitet haben, aber die Anfrage machte einen professionellen Eindruck. „Um wen es sich dabei handelt, erfuhren wir erst bei der Vorbesichtigung. Dann haben wir uns dementsprechend aufgestellt, damit der Dreh unter größter Geheimhaltung ablaufen kann“, sagt Nina Gwyn Weiland.
Eine sichere Umgebung war den Mietern sehr wichtig. So blieben die Türen und Jalousien des Studios geschlossen, das Gelände wurde abgesperrt, das Team zur Verschwiegenheit verpflichtet. Selbst der Bürgermeister von Kirchzarten erfuhr nichts von den Dreharbeiten mit Nawalny. „Wir haben auch schon in Hollywood mit Celebrities gearbeitet. Geheimhaltung und Diskretion sind wir gewohnt“, sagt Sebastian Weiland. Inhaltlich haben die Black Forest Studios nichts mit dem Film zu tun, betonen die Studiobesitzer. Sie haben nur die Technik und die Location gestellt sowie den Dreh organisiert.
Eigentlich war das Studio nur für eine knappe Woche gemietet, aber den Filmemachern habe der Ort mit seiner Atmosphäre und den filmischen Möglichkeiten so gut gefallen, dass der Dreh auf insgesamt zwei Wochen verlängert wurde und Teile der 20-köpfigen internationalen Crew aus Berlin, wo eigentlich ein letzter Dreh vor dem Abflug nach Moskau geplant war, nach Kirchzarten kamen.
Rückkehr angekündigt
Insgesamt habe eine familiäre, vertraute Atmosphäre geherrscht. Zum Ende der Produktion entstand ein gewisser Zeitdruck, da der Tag des Abschieds näher rückte. Bis zur letzten Minute wurde gedreht und produziert. Er werde die Black Forest Studios besuchen, wenn er eines Tages nochmals Urlaub im Schwarzwald macht, habe Nawalny versprochen.
Die Black Forest Studios machen auch ohne ihren geheimen prominenten Gast auf internationaler Ebene weiter. Inzwischen gibt es Anfragen aus China, Indien und den USA. „Dafür haben wir die Studios gebaut, damit hier auf höchstem Niveau produziert werden kann“, sagt Sebastian Weiland.