Erste Hilfe

Es gab nicht nur eine Retterin

Von der Wiederbelebung auf der Neckarbrücke gibt es unterschiedliche Darstellungen.

21.08.2018

Von Uschi Hahn

Symbolbild: Christian Schwier - stock.adobe.com

Symbolbild: Christian Schwier - stock.adobe.com

„Keine Angst vor Blut“ war die Überschrift zum TAGBLATT-Aufmacher vergangenen Freitag. Es ging um die Rettung eines Mannes, der im Juli mit Herzstillstand auf der Neckarbrücke zusammengebrochen war. In dem Artikel war die Schilderung der angehenden Altenpflegerin Jeanne Abah Abah wiedergegeben, wie sie den leblosen, stark aus der Nase blutenden Patienten alleine versuchte wiederzubeleben.

Ihre von Aufregung und Angst um den Mann geprägte Version ist nicht die einzige Darstellung der Situation an diesem heißen Nachmittag. Nach Lektüre des Artikels hat sich Annette Pflugfelder beim TAGBLATT gemeldet, „um klarzustellen, dass Frau Abah Abah nicht alleine war und dass die Hilfe im Herzen Tübingens funktioniert hat unter Einsatz aller Beteiligten“. Demnach kam die Fachärztin an der Tübinger Uni-Hautklinik zufällig dazu, als sich die aus Kamerun stammende, in Deutschland nur geduldete Abah Abah gerade über den in stabiler Seitenlage positionierten Mann beugte und ihn beatmete. Sie selbst, sagt Pflugfelder, habe ihn dann gedreht und mit der Herzdruckmassage begonnen. Als der Mann wieder atmete, unterbrach sie die Reanimation, berichtet die 41-jährige Hautärztin.

Derweil hatte eine der umstehenden Personen einen Notruf abgesetzt. Ein Rettungswagen, der sich zu dem Zeitpunkt am Parkhaus König befand, war wenige Minuten später auf der Neckarbrücke. Der Rettungssanitäter – er steht kurz vor der Prüfung zum Notfallsanitäter –, der als erstes bei dem Gestürzten war, kann sich noch gut an die Situation erinnern. „Der Mann lag in stabiler Seitenlage“, er hatte weder Puls noch Atmung, er drehte den Patienten auf den Rücken und gab ihm Sauerstoff, seine Kollegin begann mit der Herzdruckmassage, Ein weiterer Sanitäter brachte das Herz des Mannes mit dem Defibrillator wieder zum Schlagen. Dann kam der Notarzt, der Patient wurde in die Klinik gebracht.

Die Polizei nahm nach dem Vorfall die Personalien beider Frauen auf. Im Protokoll steht, Abah Abah und Pflugfelder haben den Mann „zusammen reanimiert“.

Der Mann überstand den Herzstillstand ohne Folgen. Für seine „zweite Geburt“ und hat er sich mittlerweile bei den Profis aus dem Rettungswagen ebenso bedankt wie bei den zwei Ersthelferinnen.

Die DRK-Vorsitzende und Notärztin Lisa Federle war nicht vor Ort. Wer den Mann letztendlich gerettet hat, kann sie daher nicht beurteilen. Grundsätzlich sei es „wichtig, dass man überhaupt etwas tut“, ermutigt Federle auch Laien zur Ersthilfe. Doch sei dabei Durchhalten gefragt: „Man muss durchreanimieren, bis die Profis da sind.“

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Erstellt:
21.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 21.08.2018, 01:00 Uhr

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