Tübingen
Erinnerung an die Opfer der NS–Verbrechen auf dem Gräberfeld X
Anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Krieg und Faschismus gedachten am Montagnachmittag Tübinger und Tübingerinnen den Opfern des Nationalsozialismus.
![Erinnerung an die Opfer der NS–Verbrechen auf dem Gräberfeld X Bild: Ulrich Metz](/Bilder/Bild-Ulrich-Metz-866275.jpg)
Bild: Ulrich Metz
Die Gedenkveranstaltung auf dem Gräberfeld X des Tübinger Stadtfriedhofs statt wurde von der Gesellschaft Kultur des Friedens organisiert. „Es ist wichtig, an die Menschen zu erinnern, die den Tag der Befreiung nicht miterleben konnten“, so Lothar Letsche, Vorstandsmitglied der VVN–BdA. Im Gräberfeld X wurden mehr als 1000 Menschen bestattet, die zwischen 1933 und 1945 vom Anatomischen Institut der Universität Tübingen zu Forschungszwecken benutzt wurden. Ein Großteil waren Opfer nationalsozialistischer Gewalttaten. „Sie wurden anonym verscharrt, es hat sehr lange gedauert, bis es endlich eine würdige Gedenkstätte für die Opfer gab“, so Heike Hänsel, Mitarbeiterin der Gesellschaft Kultur des Friedens.
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Gräberfeld X“ unter der Leitung von Prof. Benigna Schönhagen (im Bild am Mikrofon) werden die Lebensgeschichten der Menschen, die im Gräberfeld X bestattet wurden, rekonstruiert. Bei der Gedenkveranstaltung erinnerte Schönhagen an die Opfergruppen und ihre Geschichten. „Es ist mir ein Anliegen, dass das Gräberfeld X ein aktiver Lern- und Gedenkort wird, an dem man sich nicht nur an Gedenktagen, sondern kontinuierlich mit der Geschichte auseinandersetzt.“ Lothar Letsche las den Abschiedsbrief eines kommunistischen Metallarbeiters aus Singen vor, den dieser vor seiner Hinrichtung geschrieben hatte. „Seine sterblichen Überreste liegen hier“, sagt er. Abschließend sangen Veranstalter und Besucher gemeinsam das Lied „Asma Asmaton“ von Mikis Theodorakis und Maria Farantouri.