Gedenken: Erinnern und aufarbeiten in der Synagoge

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Auch die Baisinger Synagoge fiel damals dem von den Nazis geschürten Judenhass zum Opfer. Mit einer Gedenkstunde am Donnerstag, 9. November, 19 Uhr, erinnert der Förderverein Synagoge Baisingen an dieses Ereignis vor 85 Jahren, das Fanal zu dem in der Geschichte der Menschheit nie gekannten Völkermord, dem sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer fielen. Die Gedenkstunde gestalten Schülerinnen und Schüler des St.-MeinradGymnasiums Rottenburg.

Vor 25 Jahren wurde die ehemalige Baisinger Synagoge als Gedenkstätte eröffnet. Mehr als 40000 Menschen besuchten sie seither, darunter viele Baisinger Juden und deren Nachkommen aus der ganzen Welt. Die Jubiläumsfeier wird am Sonntag, 12. November, in der Schlossscheuer Baisingen gefeiert. Mehrere Nachfahren von Baisinger Juden haben ihre Teilnahme zugesagt, teilt der Förderverein mit. Dessen Vorsitzender, Oberbürgermeister Stephan Neher, wird um 10.30 Uhr die Gäste begrüßen, Geschäftsführer Hubert Dettling gibt eine Einführung.

Franziska Becker stellt dann die Neuauflage ihrer 1994 erschienenen Magisterarbeit „Gewalt und Gedächtnis“ vor. Die Kulturwissenschaftlerin war für ihre Publikation den Erinnerungen der nichtjüdischen Bevölkerung an die Vertreibung und Auslöschung der jüdischen Gemeinde Baisingens nachgegangen, hatte Zeitzeugen befragt und Archivalien unterschiedlichster Art ausgewertet. Anschließend spricht Fredy Kahn, Sohn des jüdischen Baisingers und KZ-Überlebenden Harry Kahn, mit Schülerinnen und Schülern des Eugen-Bolz-Gymnasiums. Es folgt ein musikalischer Beitrag des Kirchenchors Nota Bene Baisingen. Danach, ab etwa 12.30 Uhr, ist Mittagspause.

Ein Besuch des jüdischen Friedhofs und der Gedenkstätte Synagoge Baisingen steht um 14.30 Uhr auf dem Programm. Im Schloss-Saal in Baisingen soll der Gedenk-Tag schließlich ab zirka 16 Uhr gemütlich ausklingen.