LeinfeldenEchterdingen
Entlarvt
Über das überbordende Kulturangebot in Tübingen am Wochenende 6./7. Juli schrieb Wilhelm Triebold im „Übrigens“ vom 8. Juli („Reif für die Insel und zuviel des Guten“). Dazu gab es einen Leserbrief (26. Juli).
Lieber Herr S., ja, Sie haben mich entlarvt – ich bin ein riesiger Fan von Theater im Allgemeinen und des LTT im Speziellen! Mir „Eindimensionalität“ und einen „Oberlehrerinnenton“ vorzuwerfen, finde ich dennoch etwas inadäquat, da Ihre Argumentation ebenfalls auf absoluter Subjektivität beruht: Sie haben sich, trotz des freundlichen Angebots durch das LTT, nicht die Mühe gemacht, das Stück anzusehen, daher können Sie sich, meiner Meinung nach, nicht anmaßen, darüber zu urteilen, geschweige denn es mit der "Bild" zu vergleichen. Über die Qualität des Stücks können wir also gerne wieder sprechen, wenn Sie es so oft gesehen haben wie ich.
Es tut mir leid, dass Sie das Wohnen in der Innenstadt nicht als Luxus und kostenlose Theaterbesuche nicht als Privileg empfinden. Ich habe mich zwischenzeitlich mit einigen Ihrer Nachbarn unterhalten, die ebenfalls Ihre Meinung vertreten – leider ändert das nichts an meiner eigenen. Ich habe lange Jahre zentral in Stuttgart gewohnt, nun wohne ich am Flughafen, mit täglichem Fluglärm von 6 – 23 Uhr – mir würde eine zweistündige Jansen’sche Untermalung der Sommerabende an vier (!) Tagen die Woche besser gefallen.
Und ich denke schon, dass auch dem Partygänger klar sein dürfte, dass seine Privatparty keine von der Stadt genehmigte kulturelle Veranstaltung ist.
Ich bin jedenfalls froh, dass wir in einem Land leben, in dem Kulturschaffende noch Kunst um ihrer selbst willen machen dürfen und ohne bestimmte Auflagen erfüllen zu müssen.