Rottenburg · Spendenaktion

Second-Hand-Kaufhaus eröffnet: Wunderkammer zum Wohlfühlen

Mit Café aber ohne Kaufzwang: Mitten in der Rottenburger Fußgängerzone eröffnete das neue Rottenburger Second-Hand-Kaufhaus Karo.

30.01.2024

Von Werner Bauknecht

Kleidung und anderes gibt es jetzt in der Bahnhofstraße in Rottenburg. Zur Eröffnung des Karo war der Second-Hand-Laden am Dienstagnachmittag voll, obwohl es noch gar nichts zu kaufen gab. Bild:Werner Bauknecht

Kleidung und anderes gibt es jetzt in der Bahnhofstraße in Rottenburg. Zur Eröffnung des Karo war der Second-Hand-Laden am Dienstagnachmittag voll, obwohl es noch gar nichts zu kaufen gab. Bild:Werner Bauknecht

Der Andrang war groß: Während der Reden zur Eröffnung des neuen Kaufhauses mussten etliche Interessierte am Dienstagnachmittag von draußen zuhören. Der ebenerdige Verkaufsraum war dicht gefüllt mit Gästen. Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher sprach von einer „Win-win-Situation“, die entstanden sei, und von einer „Begegnungsmöglichkeit mitten in der Stadt“.

Wo früher Schuhe verkauft wurden, kann man sich nun mit allerhand Gebrauchtem eindecken. Oder einfach nur kommen, um zu schauen und sich mit anderen bei einer Tasse Kaffee zu unterhalten. Insgesamt stehen dem neuen Second-Hand-Kaufhaus Karo in der Bahnhofstraße 6 mitten in der Fußgängerzone 300 Quadratmeter zur Verfügung. Möglich wurde die Eröffnung durch Spenden, unter anderem von TAGBLATT-Lesern bei der aktuellen Weihnachtsspendenaktion.

Obwohl der Verkauf erst am heutigen Mittwoch beginnt, war der Raum, in dem die Kasse gleich links vom Eingang steht, bereits bestens ausgestattet mit dem künftigen Angebot. Da gab es reichlich zu entdecken, und über manches konnte man sich auch wundern. So stehen auf den Regalen alte Holzhobel neben Bohrern, die noch von Hand betrieben werden. Am Aufgang zum ersten Stock stand ein alter, noch gebrauchsfähiger Holzschlitten. Und in der Ecke, in einer Truhe, gab es Gemälde, die man kaufen und zuhause aufhängen kann. Der Name ist eben Programm: „Karo“ steht für „Kleidung und Anderes in Rottenburg“.

Für Julia Mildner-Powell, Geschäftsführerin des Vereins „Rasthaus“, der das Karo betreibt, ist das Projekt „ein Neuanfang“. Die ehemalige Kleiderkammer aus der Stadtlanggasse, die zum „RastHaus“ gehörte, ist umgezogen. Und zum Karo-Konzept gehört ein Begegnungscafé. Das hat seinen Platz im Erdgeschoss und ist eine lichtdurchflutete Wohlfühl-Oase. Hinter dem großen Schaufenster des ehemaligen Schuhhaus-Kratzer-Outlets ist eine Couchlandschaft entstanden.

Neben der Couch steht eine Stehlampe im Paisleymuster. An den Wänden sind Kleiderstangen angebracht, an denen die Kleidungsstücke fein säuberlich sortiert hängen. Erst kommen die Mäntel, dann die Jacketts, die Hemden, die Pullis und T-Shirts. Beim Kaffee gilt Selbstbedienung. „Da kann man sich dann einfach hinsetzen, sich mit anderen unterhalten und die Gesellschaft genießen“, sagte Mildner-Powell. Einen Kaufzwang wird es im Karo nicht geben.

Second-Hand-Kaufhaus eröffnet: Wunderkammer zum Wohlfühlen
Dabei kann man das Stöbern in dem besonderen Kaufhaus durchaus als Abenteuerreise betrachten. Während es im Erdgeschoss vom Klavier bis zu alten Vinylschätzen, Kleidung jeglicher Art oder DVDs schon ein breites Angebot gibt, kann man im ersten Stock sogar in einer „Schätzchenecke“ wühlen. Derzeit finden sich da Schmuck, Abendkleider und Frackschuhe. Aber auch Gebrauchsgegenstände wie Kerzenständer, Geschirr oder Halstücher sind in einem antiken Holzschrank ausgestellt.

Alle Waren sind gespendet. Denn der Verein „Rasthaus“ finanziert sich vollständig über Spenden, so kam auch die Ausstattung des Karo zustande. Sachspenden gab es vom Rottenburger Gebrauchtwarenkaufhaus Intro, die viele ihrer Waren nach ihrer Schließung dem Karo überließen. Ulrich Meergans vom Kaufhaus Weippert unterstützte das Projekt, das Schuhhaus Kratzer überließ dem Karo einen Großteil der Einrichtung. Außerdem habe man, „Stand heute, 42000 Euro an Spenden eingenommen“, berichtete Mildner-Powell in ihrer Rede. „Ein Traum den wir hatten, ist mit diesen Räumen in Erfüllung gegangen“, freute sie sich. Denn „Wir brauchten einen Ort, um mit Spaß und Freude zu arbeiten.“ Es arbeiten derzeit 30 Menschen in dem Projekt. Wie Mildner-Powell sagt, gehören dazu Ehrenamtler, Helfer und Helferinnen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, „aber auch solche, die versuchen, über die Arbeit hier in den Ersten Arbeitsmarkt zu kommen“.

Einkaufen kann jeder im Karo. „Man muss nicht bedürftig sein“, so Mildner-Powell, „und mit jedem Kauf unterstützt man unser Projekt.“ Tatsächlich erinnern Einrichtung, Aufbau und Präsentation durchaus an eine stylische Boutique. Es ist luftig, nichts ist zugestellt, die Räume sind hell und einladend. „Ich kaufe da auf jeden Fall ein“, sagte Jana Kaiser aus Rottenburg, „ich kaufe immer Second Hand.“

Am Ende segneten der evangelische Pfarrer Tilman Just-Deus und der katholische Weihbischof Thomas Maria Renz die Einrichtung. Dann gab es Brezeln und Musik.

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Erstellt:
30.01.2024, 19:39 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 30.01.2024, 19:39 Uhr

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