Handel

Eine Paprika für 3,50 Euro

Weil der Winter in Spanien kalt war und die Fröste spät kamen, sind manche Gemüsesorten teurer. Auch für Toilettenpapier drohen bald deutlich höhere Preise.

22.04.2021

Von Caroline Strang

Bei manchen Produkten gibt es derzeit Preissprünge. Montage: Bock / Fotos: © EM Arts, ©iangdi/shutterstock.com (2), Dmitrii Kiselev

Bei manchen Produkten gibt es derzeit Preissprünge. Montage: Bock / Fotos: © EM Arts, ©iangdi/shutterstock.com (2), Dmitrii Kiselev

Die sattrote Paprika sieht lecker aus, das Preisschild daneben macht weniger Appetit. Wer sich derzeit eine der Früchte des Nachtschattengewächses gönnen möchte, muss tief in die Kasse greifen. Ein Kilo kostet im Schnitt fast sechs Euro, für eine einzelne Paprika werden teilweise 3,50 Euro verlangt. Auch für Toilettenpapier, das vor einem Jahr noch begehrte Hamsterware war, deuten sich höhere Preise an. Insgesamt, so das Statistische Bundesamt, sind die Preise für Nahrungsmittel im März um 1,6 Prozent gestiegen.

Der Durchschnittspreis von Paprika ist von Anfang des Jahres laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (Ami) von durchschnittlich 2,56 Euro je Kilo auf 7,12 Euro in der vorvergangenen Woche geklettert. Das ist ein Plus von 178 Prozent. Inzwischen ist der Preis wieder ein wenig gefallen, er liegt bei 5,85 Euro pro Kilo. „Der Höhepunkt scheint überschritten zu sein, aber die Preise sind immer noch hoch“, sagt Hans-Christoph Behr von der Ami. Weitere deutliche Preissenkungen erwartet er für die kommenden Wochen nicht.

Eine Sprecherin von Aldi spricht in diesem Zusammenhang von „sehr unbeständigen Artikelpreisen“. Einen pauschalen Preisaufschlag könne man jedoch nicht bestätigen.

Foto: © EM Arts - shutterstock.com

Foto: © EM Arts - shutterstock.com

Die Durchschnittszahlen der Ami sprechen eine andere Sprache. Aber warum sind die Preise überhaupt gestiegen? Weil Paprika derzeit eine knappe Ware ist.

„Wir befinden uns gerade im Übergang von der spanischen auf die nordwesteuropäische Saison“, erklärt Behr. In Spanien waren die Witterungsbedingungen für den Paprika-Anbau ungünstig. „Im Hauptanbaugebiet Almeria war es nicht ganz so schlimm wie in Madrid, wo sehr viel Schnee lag. Aber es war auch sehr kalt.“ Das habe den Kulturen geschadet.

Außerdem schien in Nordwesteuropa wenig Sonne, den Unterglaskulturen fehlte die Strahlung. Auch Lauchzwiebeln sind derzeit teuer, sagt Behr . In der Pfalz, wo größere Mengen angebaut werden, haben die Februarfröste der Ernte nicht gerade gut getan. „Man zahlt derzeit mehr als 1,20 für einen Bund Lauchzwiebeln, das ist sehr selten.“ Im Normalfall lägen sie bei um die 70 Cent.

Und die Auswirkungen der Pandemie? „Corona spielt immer auch eine Rolle“, sagt Behr. Zum einen weil es durch die Schließung der Gastronomie mehr Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel gebe. Zum anderen verteuerten die Sicherheitsvorkehrungen gerade auch bei der Gemüseernte die Produkte.

Rohstoffe sind teurer

Auch in der Hygieneabteilung der Supermärkte und Discounter rechnen Experten indes mit Preiserhöhungen. Nach den großen Herstellern Essity, dem europäischen Marktführer, und Kimberly-Clark, einem Unternehmen, das vor allem den US-amerikanischen Markt versorgt, hat nur auch Hakle angekündigt, die Preise für Toilettenpapier zu erhöhen, schreibt das Branchenmagazin „Lebensmittelzeitung“.

Foto: ©iangdi/shutterstock.com

Foto: ©iangdi/shutterstock.com

Essity sprach dabei von Preiserhöhungen „im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“. Laut Aussagen von Experten könnte sogar das aber nicht ausreichend sein.

Grund sind teurere Rohstoffe. Der Preis für Kurzfaserzellstoff ist von Januar bis März um 12 Prozent gestiegen. Prognosen für das nächste halbe Jahr zeigen eine potenzielle Steigerung von bis zu 35 Prozent. Je nach Unternehmen und aktuellem Einkaufspreis mache Zellstoff zwischen 50 und 70 Prozent der Kosten für Tissuehersteller aus, sagte ein Branchenkenner der „Lebensmittelzeitung“.

Vor allem die nach der Corona-Krise wieder florierende Wirtschaft in China treibt den Preis für den Rohstoff in die Höhe. Zudem habe es planmäßige Wartungsarbeiten bei europäischen Zellstoffherstellern gegeben mit reduzierten Fördermengen, heißt es aus der Branche.

Foto: Dmitrii Kiselev/Fotolia

Foto: Dmitrii Kiselev/Fotolia

„Einen solchen Anstieg habe ich in mehreren Dekaden noch nicht erlebt“, sagt Volker Jung, der geschäftsführende Inhaber von Hakle, dem Branchenblatt. Das Unternehmen Hakle GmbH mit Sitz in Düsseldorf ist ein führender Markenartikelhersteller im deutschen Hygienepapiermarkt, hat 225 Mitarbeiter und 2019 einen Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro.

Derzeit sei man mit den Händlern in Gesprächen, sagt Jung. Er sehe keine andere Möglichkeit als die Preise zu erhöhen. „Andernfalls sind wir im Sommer kaputt.“ Ganz einfach wird das aber nicht werden, denn Hersteller sind meist langfristig vertraglich an Händler gebunden.

70 Cent kostet ein Bund Lauchzwiebeln normalerweise. Derzeit liegt der Preis bei 1,24 Euro. Das liegt vor allem an den Februarfrösten in der Pfalz, einem Hauptanbaugebiet.

Zum Artikel

Erstellt:
22.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 22.04.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!