Packstation am Bahnhof wird Mitte März abgebaut

Nur noch bis zum 18. März ist die Packstation 106 in Rottenburg in Betrieb, dann kommt sie weg. Sie steht an der Giebelwand des Bahnhofs, und der wird nun umgebaut in ein Geschäftshaus mit Bäckerei, Café, Gaststätte, Büros und Praxen. „Wir suchen bereits nach einem neuen Standort“, sagte Hugo Gimber von der Pressestelle der Deutschen Post in Stuttgart, „und hoffen, dass wir unseren Kunden in Rottenburg diesen Service bald wieder anbieten können.“

Dieser Service ist besonders für die Leute hilfreich, die zu den Öffnungszeiten der Post arbeiten und die auch selten zu Hause sind, wenn der Paketzusteller kommt. Man kann sich Päckchen und Pakete an eine Packstation schicken lassen, und man kann dort auch Pakete zum Verschicken einlegen. Die Versandkosten zahlt man zuvor online. Die Packstation ist zu jeder Tages- und Nachtzeit betriebsbereit.

Es ist schon etliche Monate bekannt, dass dem Bahnhof größere Umbauarbeiten bevorstehen. Einer unserer Leser, der am Mittwoch wie andere Packstationskunden über den Abbau informiert worden war, fragte bei der Post an, ob eine Strategie dahinter stecke, diese einzige Packstation der Stadt zu demontieren. Er hofft insgeheim schon, dass Amazon in die Bresche springt – ein vielkritisierter Massenpaketversender, der allerdings bei Schnelligkeit und Service Maßstäbe setzt.

Gimber sagte lediglich, der Standort sei „kurzfristig“ gekündigt worden. Weder einem Gemeinderatsbeschluss noch einer Absichtserklärung, dass das Areal an einen Investor verkauft werden soll, lasse sich verlässlich entnehmen, ob und wann die relativ kleine Fläche für die Packstation nicht mehr zur Verfügung steht. Er versicherte am Donnerstagnachmittag, dass die Post einen Platz suche, „der für die meisten unserer Rottenburger Kunden günstig liegt und auch unseren Anforderungen entspricht“.

Bis dahin empfiehlt der Postpressesprecher, den Service „Postfiliale Direkt“ zu nutzen. Das heißt, die Kunden sollen ihre Bestellungen direkt an eine andere Postfiliale schicken lassen oder an einen DHL-Paketshop. Diese Shops sind mit im Kiosk am Marktplatz 6, bei Foto-Faiß in der Marktstraße und im Sonnenstudio am Ehinger Platz 5. Die Öffnungszeiten sind allerdings kaum besser als bei der Post, am längsten im Sonnenstudio bis 20 Uhr.

Wie empfindlich Postkunden reagieren, erfuhr gestern auch Birgit Reinke, die Pressesprecherin im Rottenburger Rathaus: „Ich habe gerade den Eindruck, als wäre das das größte Problem in der ganzen Stadt.“ Möglicherweise ist es ein spürbarer Hinweis, welche Bedeutung der Online-Handel inzwischen eingenommen hat.

Nach unseren Anrufen gab es Telefonate zwischen der Grundstückseigentümerin und Erbpachtgeberin Stadt und dem Erbpachtnehmer und deshalb Verfügungsberechtigten Investor Tiryaki Real Estate Investor. Das Ergebnis, das Birgit Reinke um 17.51 Uhr mailte, klingt nicht schlecht: Die Packstation wechselt „voraussichtlich schon ab Ende März“ auf den Aldi-Parkplatz. Sollte es nicht taggenau klappen, wäre Orhan Tiryaki so kulant, die gelben Boxen noch eine Weile am Bahnhof zu dulden, notfalls das Gerüst drumherumzubauen, so dass die Packstation benutzbar bliebe.

Auch Stadt und Post versprechen, kundenfreundlich zu sein: Sie wollen das Versetzen der Station „mit so wenig Pausenzeit wie möglich realisieren, damit der Service weitestgehend ungestört zur Verfügung steht“.