Fußball-EM

Eine Frage der Balance

Beim sportlichen Schaulaufen im letzten Gruppenspiel gegen Finnland sollen auch die DFB-Spielerinnen aus der zweiten Reihe ihre Chance bekommen.

16.07.2022

Von dpa

Aufwärmen fürs letzte Gruppenspiel: Abwehrchefin Marina Hegering (li.) und Lena Lattwein, bisher nur kurz eingesetzt.  Foto: S. Gollnow/dpa

Aufwärmen fürs letzte Gruppenspiel: Abwehrchefin Marina Hegering (li.) und Lena Lattwein, bisher nur kurz eingesetzt. Foto: S. Gollnow/dpa

Jetzt bloß tunlichst im Rhythmus bleiben – oder Kräfte fürs Viertelfinale sparen? Die deutschen Fußballerinnen müssen im letzten und sportlich bedeutungslosen Gruppenspiel gegen Finnland bei der Europameisterschaft in England genau diese Balance finden. Zumal sie einige Ausfälle haben. „Wir werden das Spiel mit viel Freude und Energie angehen und dann wieder nach Brentford zurückkehren, um den nächsten Schritt zu machen“, kündigte Martina Voss-Tecklenburg an.

Ihr Team umbauen muss die Bundestrainerin in der Partie an diesem Samstag (21 Uhr MESZ/ZDF und DAZN) in Milton Keynes so oder so. Die 54-Jährige selbst zeigte sich einen Tag nach ihrem Migräne-Anfall im Quartier in Brentford wieder fit und trat mit ihrem Team am Freitag die erste EM-Auswärtsreise an.

Dass sich die DFB-Frauen bereits für das Viertelfinale am 21. Juli gegen Norwegen oder Österreich qualifiziert haben, soll gegen die bereits ausgeschiedenen Finninnen keine Rolle spielen. „Wir wollen wieder dominant sein, wir wollen wieder das Publikum mitnehmen, wir wollen wieder feiern und tanzen in der Garderobe“, sagte der deutsche Co-Trainer Patrik Grolimund.

Die Ausfälle könne man kompensieren, so seine Chefin: „Das gibt der Kader her.“ Wie schon beim 2:0 gegen Spanien muss der Rekord-Europameister auf Lea Schüller (positiver Corona-Test) verzichten, dazu fehlen die gelbgesperrten Wolfsburgerinnen Felicitas Rauch und Lena Oberdorf. Für Rauch als linke Außenverteidigerin ist die Frankfurterin Sophia Kleinherne vorgesehen, für Oberdorf ihre Klubkollegin Lena Lattwein, die als Joker gegen Dänemark (4:0) sogar ein Tor erzielte.

Bei zwei Treffern steht Alexandra Popp. Die Kapitänin wird wohl auch dieses Mal Bayern-Torjägerin Schüller vertreten. Für die angeschlagene Lina Magull steht Linda Dallmann (beide FC Bayern) bereit. Dass Voss-Tecklenburg weitere Wechsel vornimmt, um Spielerinnen zu schonen, gilt als unwahrscheinlich – obwohl Abwehrchefin Marina Hegering mit einer Verwarnung vorbelastet ist.

Auf Lena Oberdorf, die so wichtige Abräumerin im Mittelfeld, kann die DFB-Auswahl im Viertelfinale wieder setzen. Die 20-Jährige hatte nach dem ausgiebig gefeierten 2:0 gegen Spanien gemahnt: „Diese Intensität müssen wir beibehalten. Ich glaube, dass wenn wir nur einen Schritt weniger machen, dann wird das nichts.“

Mit Fug und Recht kann Lena Lattwein auf die bisher stets überzeugenden Kurzeinsätze der zweiten Reihe verweisen. „Wir haben immer frischen Wind von der Bank reingebracht“, so die 22-Jährige. Die Ersatzspielerinnen haben es sich bei diesem Turnier zu einer besonderen Aufgabe gemacht, ihre Startelf zu unterstützen. „Wir haben uns da als Team zusammengesetzt und gesagt, was ganz klar unsere Rolle ist, was die Mannschaft von uns braucht, wenn wir nicht spielen“, erklärt Dallmann. „Wir sehen es als unseren Auftrag, dass wir hinterher genauso kaputt sind wie die, die spielen.“

Großes Lob fürs Anfeuern

Lena Lattwein lobt vor allem die Frankfurter Stürmerin Laura Freigang für ihr Engagement. „Riesenkompliment an Laura Freigang, die bisher noch nicht zum Einsatz kam, aber sich jedes Spiel aufs Neue das Herz aus der Seele schreit. Sie pusht immer“, sagte die Wolfsburgerin über die 24 Jahre alte gebürtige Kielerin.

„Ich nehme meine Rolle als Unterstützerin sehr, sehr ernst“, hatte Laura Freigang (13 Länderspiele/9 Tore) selbst in Brentford erklärt. Neben Freigang kamen auch ihre Eintracht-Kolleginnen Nicole Anyomi und Sara Doorsoun sowie die Ersatztorfrauen Almuth Schult (Wolfsburg) und Ann-Katrin Berger (FC Chelsea) noch zu keinem Einsatz in der deutschen EM-Mannschaft. dpa

Auch die Equipe tricolore überzeugt

Die Französinnen haben auch ihr zweites EM-Spiel gewonnen. Der mögliche deutsche Halbfinal-Gegner setzte sich am Donnerstagabend in Rotherham mit 2:1 (2:1) gegen Belgien durch und steht bereits nach zwei Vorrundenspielen als Gruppenerster im Viertelfinale. Italien muss dagegen nach einem glücklichen 1:1 (0:1) gegen Island ums Weiterkommen zittern.

Am zweiten Spieltag der Gruppe D überzeugten die Französinnen um Kapitänin Wendie Renard vom Champions-League-Sieger Olympique Lyon auch gegen Belgien. Die Tore erzielten Kadidiatou Diani (6. Minute) und Griedge Mbock Bathy (41.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich markierte Janice Cayman (36.). Kurz vor Schluss gab es noch einen Handelfmeter für Frankreich, doch Renard (90.) scheiterte an Belgiens Schlussfrau Nicky Evrard. Belgien ist mit einem Punkt Dritter.

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Erstellt:
16.07.2022, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 16.07.2022, 06:00 Uhr

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