Drama
Eine Beziehung gegen alle
Franz Rogowski spielt einen verfolgten Homosexuellen in Sebastian Meises „Große Freiheit“.
Berlin. Ein starkes Drama über die Unterdrückung von Homosexuellen in Deutschland kommt mit Franz Rogowski in die deutschen Kinos. Der 35-jährige Rogowski ist für seine Hauptrolle für den Europäischen Filmpreis nominiert. Er spielt in „Große Freiheit“ Hans, der zunächst von den Nationalsozialisten und auch die folgenden Jahrzehnte regelmäßig wegen seiner Homosexualität verurteilt wird.
Im Gefängnis trifft er auf Viktor (Georg Friedrich), der ihn anfangs verachtet. Dann aber nähern sich die Männer an und es entsteht eine enge Bindung. Regisseur Sebastian Meise zeigt, wie Hans menschenunwürdig behandelt wird, sich nach Liebe und Nähe sehnt – und ihm all das verwehrt wird, nur weil er Männer mag.
„Schwule Liebe war rechtlich bis Mitte der 90er-Jahre verboten in Deutschland“, hatte Rogowski („Undine“, „Happy End“) zur Premiere des Films beim Filmfestival Cannes gesagt. Dort lief „Große Freiheit“ in der renommierten Nebenreihe Un Certain Regard und wurde mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Das Drama erhielt bereits weitere Auszeichnungen auf Filmfestivals und ist österreichischer Kandidat für den besten internationalen Film.
Rogowski sagte zu dem Film: „Die Generation unserer Eltern hatte noch Angst vor Schwulen, weil Deutschland ihnen beigebracht hat, dass Schwulsein kriminell ist.“ Mittlerweile seien wir zwar „schon ganz aufgeklärt“, „aber die Geschichte wirkt in uns“, fand der in Freiburg geborene Schauspieler. „Deutschland hat den Paragraph 175 120 Jahre lang kultiviert. Deswegen beschäftigt uns das Thema noch heute.“ Der Paragraph 175 aus dem deutschen Strafgesetzbuch stellte Sex zwischen Männern ab 1872 unter Strafe. Er wurde im Jahr 1994 aufgehoben. dpa
„Große Freiheit“, Österreich/Deutschland 2020, 116 Minuten, von Sebastian Meise, mit Franz Rogowski und Georg Friedrich