Entringer Dorfgeschichte

Ortskundlicher Spaziergang: Einblicke in die Unterwelt

Beim ortskundlichen Spaziergang ging es mit Reinhold Bauer auch tief hinunter in einen Entringer Keller.

11.08.2021

Von Andreas Straub

Tief hinab in die Entringer Unterwelt führte Reinhold Bauer (rechte Bildhälfte mit Hut) beim ortskundlichen Spaziergang. Ganz rechts ist der Eigentümer des Kellers Waldemar Blaumann. Bild: Andreas Straub

Tief hinab in die Entringer Unterwelt führte Reinhold Bauer (rechte Bildhälfte mit Hut) beim ortskundlichen Spaziergang. Ganz rechts ist der Eigentümer des Kellers Waldemar Blaumann. Bild: Andreas Straub

Im Fachwerkhaus gegenüber der Michaelskirche in Entringen führen gut zwei Dutzend steile Treppenstufen tief hinunter in einen großen Gewölbekeller. Am Rand hat Eigentümer Waldemar Blaumann ein Seil gespannt, damit niemand auf den Stufen abrutscht. „In dem Keller gab es früher 20 Abteilungen“, erzählte Blaumann. Das leicht seitlich daneben stehende Wohnhaus ist mindestens aus dem Jahr 1489 – das belegt eine Inschrift ebenso wie die Untersuchung des Denkmalamtes.

Für 15 Interessierte ging es am Ende des ersten ortskundlichen Entringer Spaziergangs dieses Sommers mit Reinhold Bauer in den Keller. Die im Hut gesammelten Spenden werden wieder für die Sanierung der Michaelskirche verwendet, die zu Beginn im Mittelpunkt der Führung stand.

„Als ich das Haus 1978 gekauft habe, war in jedem Abteil in Mostfass“, sagte Blaumann. Heute lagert er nur eine privaten Weinflaschen dort. Einige Holzreste der Fässer sind noch auf dem Boden zu sehen. Unten sind die Mauern aus gewachsenem Fels, das Gewölbe ist aus Gipsstein, das Türgewände aus Sandstein. Es ist sehr feucht. Im Winter beträgt die Temperatur 8 Grad, im Sommer 9 bis 10. „Das Klima ist sehr konstant“, sagte Blaumann. Etwa von 1800 bis 1860 sei eine Poststation mit Stall über dem Keller gewesen. Für Reisende habe es sogar eine Art Pension gegeben, nebenan war der Anker.

Ein bisschen weniger schief

Begonnen hatte Bauer die Führung an der Michaelskirche. Deren schiefer Turm ist durch die jüngste Stabilisierung mit 20 Meter in die Tiefe reichenden Betonpfählen wieder ein Stück ins Lot gekommen. An der Spitze, so Bauer, seien es vermutlich etwa 15 Zentimeter. Insgesamt neigte er sich aber nach wie vor über einen halben Meter in Richtung Herrenberg. Bereits beim Bau 1420 sei die Schieflage bemerkt worden, so Bauer. Immer wieder wurde über die Jahrhunderte hinweg saniert. 1906 kam eine neue Spitze auf den Turm. „Den Entringern war dieses kleine Hütle zu wenig“, sagte Bauer. 1996 gab es den letzten größeren Stabilisierungsversuch. Damals wurde das Fundament von 45 Quadratmetern auf 141 Quadratmeter vergrößert.

Beim Gang um die Kirche zeigte Bauer auch das Weihwasserbecken neben dem Eingang, das noch an katholische Zeiten erinnert, und machte darauf aufmerksam, dass die Fassade auf einer Seite gestrichen ist, auf der anderen nicht. „Die Fledermäuse im Kirchturm haben es dieses Jahr schwer“, sagte Bauer. Weil die Alten wegen des vielen Regens nicht genug Futter fanden, seien viele Jungtiere verhungert. Die Turmfalken aber haben fünf ihrer sechs Küken durchgebracht.

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Erstellt:
11.08.2021, 19:47 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2021, 19:47 Uhr

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