Rottenburg

Suche nach neuen Kunden: MAG IAS-Schließung passé

Die Schließung des Rottenburger Werks von MAG IAS ist „vorerst“ vom Tisch. Bis Ende 2021 muss sich das neue Betriebskonzept beweisen.

22.12.2020

Von Philipp Koebnik

Mit einem „Band der menschlichen Solidarität“ hatten die Beschäftigten vor einigen Tagen gegen die drohende Schließung protestiert. Archivbild: Philipp Koebnik

Mit einem „Band der menschlichen Solidarität“ hatten die Beschäftigten vor einigen Tagen gegen die drohende Schließung protestiert. Archivbild: Philipp Koebnik

Die Schließung des Traditionsunternehmens MAG IAS in Rottenburg ist vorerst vom Tisch. „Ein schöneres Weihnachtsgeschenk für die Beschäftigten, unsere IG Metall und auch für mich persönlich kann ich mir gerade nicht vorstellen“, so Tanja Silvana Nitschke, Geschäftsführerin der IG Metall Reutlingen-Tübingen. Die Nachricht, dass der Betrieb erhalten bleibt, habe der Geschäftsführer der Firma, Marcus Otto, der Gewerkschaft telefonisch mitgeteilt.

Nun müsse das neue Konzept für das Rottenburger Werk, das Betriebsrat, IG Metall und IMU-Institut auf Grundlage eines zunächst von der Firmenleitung verworfenen Konzepts erarbeitet haben, zu Beginn des neuen Jahres „rasch ausverhandelt“ werden, so Nitschke, was „sicher noch herausfordernd“ werde. „Doch das Wissen darüber, dass nun ernsthaft über die Fortführung des Standorts verhandelt wird, ohne Damoklesschwert, ist alle Mühe wert.“

Nitschke ist sich sicher: Die Protestaktion mit dem „Band der menschlichen Solidarität“ vergangene Woche und die folgenden „intensiven Gespräche“ haben zu der Entscheidung beigetragen. „Doch auch die Politik und die Stadt Rottenburg haben einen Anteil daran“, denn alle seien ständig im Kontakt, um eine tragfähige Zukunft für MAG IAS hinzubekommen.

Der Entschluss, dem Werk noch eine Chance zu geben, liege nicht zuletzt am Wissen der Beschäftigten, an ihren Fertigkeiten, sagte Nitschke dem TAGBLATT. Dass man der Unternehmensführung das Alternativkonzept schmackhaft machen konnte, sei „ein Erfolg der Belegschaft in Zusammenarbeit mit uns“.

Der Werkzeugmaschinenbau sei „von der Transformation gebeutelt“, so Nitschke. Diesen Strukturwandel aktiv zu gestalten, sei aber auch eine spannende Herausforderung. Zu dem erneuerten Konzept gehöre es, neue Kunden zu gewinnen. Man dürfe sich nicht auf den Verbrennungsmotor fixieren. Mehr verraten möchte Nitschke aktuell noch nicht, denn: „Die Konkurrenz schläft natürlich nicht“.

Am Wochenende habe es Gespräche mit dem Eigentümer, dem taiwanesischen Mischkonzern Fair Friend Group, gegeben, sagte Marcus Otto unserer Zeitung. Der habe nun „grünes Licht gegeben“: Das Rottenburger Werk bekommt nochmal eine Chance. Dass es „vorerst“ nicht geschlossen werde, wie es in der Pressemitteilung der IG Metall heißt, bedeutet laut Otto konkret: Bis Ende 2021 „müssen wir zeigen, dass wir’s können“. Für das kommende Jahr sei eine Schließung aber „definitiv“ vom Tisch.

Fördertöpfe habe man bis jetzt nicht anzapfen können, so Otto, obwohl sich der Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann (SPD) „unheimlich reingehängt“ habe. Doch nach derzeitigem Stand sei kein bestehendes Programm anwendbar.

„Das Programm ist bei weitem noch nicht fertig“, gibt Otto mit Blick auf das neue Konzept für das Werk, das nun im Detail verhandelt werden muss, zu bedenken. „Aber es zeigt in die richtige Richtung.“ Zwei weitere Gesprächstermine sind für Mitte Januar angesetzt.

Betriebsratschef Firmin Mauch war am Dienstagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Beschäftigten sind offenkundig schon in den weihnachtlichen Betriebsferien – „wir sind am 11. Januar 2021 wieder für sie da“, kündigt der Anrufbeantworter an.

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Erstellt:
22.12.2020, 15:00 Uhr
Aktualisiert:
22.12.2020, 20:13 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 22.12.2020, 20:13 Uhr

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