Reutlingen · Handwerk

Lehrling des Monats: Ein Berliner steigt den Schwaben aufs Dach

Nick Arold ist Lehrling des Monats Oktober als Dachdecker bei einem Betrieb in Sondelfingen.

03.11.2022

Von ST

Nick Arold hat einen luftigen Arbeitsplatz.Bild: Kammer

Nick Arold hat einen luftigen Arbeitsplatz.Bild: Kammer

Seit Jahren machen sie sich in Berlin über die vielen zugezogenen Schwaben lustig: Sie sollen für fast alles verantwortlich sein, was schief läuft. Man wirft ihnen vor, sie seien spießig, verantwortlich für die Gentrifizierung und nehmen den Berlinern die Jobs weg. Nick Arold drehte den Spieß nun mal um.

Er zog für eine Ausbildungsstelle von der Großstadtmetropole nach Reutlingen. Vorher hatte er sich nach seinem Fachabitur in Sondelfingen beim Dachdeckerbetrieb von Karl-Heinz Schwarzbach beworben. „Nach der Schule wollte ich unbedingt einen Beruf lernen, bei dem man viel an der frischen Luft ist und Abwechslung hat“, sagt Arold. „Im Fernsehen sah ich eine interessante Dokumentation übers Handwerk. Also bewarb ich mich bei etlichen Betrieben in ganz Deutschland.“ Auch bei Schwarzbach, dessen Webseite ihm besonders gut gefallen hat. „Seine Bewerbung passte gut zu uns, also habe ich mich ganz ohne persönliches Vorstellungsgespräch für ihn entschieden“, erzählt der Dachdeckermeister. Bevor das erste Lehrjahr anfing, lernten die beiden sich aber doch noch persönlich kennen: Arold setzte sich in den Zug, um seinen zukünftigen Chef kennenzulernen.

Nach Reutlingen zu ziehen hat der 19-Jährige nicht bereut. Die Stadt gefalle ihm, sagt der künftige Dachdecker. Auch die Chemie im Ausbildungsbetrieb stimmte von Anfang an. Ihm gefalle am Beruf nahezu alles: „Jeder Tag ist anders. Und zu 90 Prozent arbeite ich, wie ich es immer wollte, im Freien, außer im Winter natürlich.“

Er sei engagiert und zuvorkommend, nie schlecht gelaunt, verstehe sich mit den Kollegen und sei in der Schule top, lobt ihn der Meister. Arold liebt das Steildach, vor allem die Sanierung alter Dächer: „Da muss wirklich viel erledigt werden wie das Abreißen des alten Daches, die Wiederherstellung einer Traufe sowie das Abkleben verschiedener Bauelemente, um Wärmebrücken zu verhindern.“

Zurzeit seien energetische Sanierungen im Altbau sehr gefragt – „und darin sind wir Spezialisten.“ Handwerksmeister Schwarzbach sagt dazu: „Ein Dach kann nicht nur Energie einsparen, sondern auch erzeugen. Solarzellen auf dem Dach können Strom produzieren oder Wasser für den Haushalt erwärmen. Auch diese Arbeit erledigen wir Dachdecker.“

Nach der Gesellenprüfung 2024 will Arold noch eine Zeit lang als Geselle im Betrieb arbeiten, um Berufserfahrung zu sammeln. Danach sei er bereit, seinen Dachdeckermeister zu machen. „Ich möchte meine Ausbildung hervorragend abschließen, dafür lege ich mich ins Zeug.“ Und zwar so sehr, dass er nach der Arbeit ziemlich erschöpft ist. Aber diese Erschöpfung empfinde er als wohltuend, denn sie käme von der handwerklichen Arbeit an der frischen Luft, sagt der Dachdecker-Azubi – und Lehrling des Monats Oktober.

Fürs Handwerk begeistern

Die Auszeichnung „Lehrling des Monats“ wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung auszeichnen. Damit soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben und Begeisterung fürs Handwerk geweckt werden. Besonders gewürdigt werden kann auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement.

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Erstellt:
03.11.2022, 17:45 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 03.11.2022, 17:45 Uhr

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