Serienzeit

Dokument des Versagens

Es war ein GAU für den „Spiegel“ und ein Schlag für den Journalismus insgesamt: 2018 erschütterte die Affäre um den Fälscher Claas Relotius die Medienbranche. Sky dokumentiert den Skandal nun.

23.03.2023

Von dpa

„Spiegel“-Abschlussbericht zur Fälschungsaffäre Relotius.

„Spiegel“-Abschlussbericht zur Fälschungsaffäre Relotius.

Berlin. Für das Ansehen des Journalismus in Deutschland war es ein Schlag, für Deutschlands traditionsreichstes Nachrichtenmagazin war es der GAU: Der Skandal um den Fälscher Claas Relotius beim „Spiegel“ erschütterte 2018 die Medienbranche. Sky zeigt ab 24. März eine bemerkenswerte Dokumentation über den Fall. Der Titel: „Erfundene Wahrheit“.

Der Film beginnt mit einem jungen Mann, der aus dem Off zu sprechen beginnt. Über seine Probezeit beim „Spiegel“. Darüber, wie aufgeregt er war. Der Zuschauer könnte denken, es ist Relotius, der da über seine Anfänge beim Hamburger Magazin spricht. Doch es ist der Lokaljournalist Dennis Betzholz, der da spricht. Betzholz war damals beim Probearbeiten für den „Spiegel“ gegen Relotius angetreten – und hatte den Kürzeren gezogen gegen das vermeintliche Wunderkind.

„Ein Riesen-Systemversagen“ sei das, was vor seiner Zeit als Chefredakteur da mit Relotius und dessen gefälschten Reportagen beim „Spiegel“ passiert sei, sagt der heutige Chefredakteur Steffen Klusmann in der Dokumentation. Er sagt: „Das erschüttert die Grundfesten.“ Über Relotius’ Reportagen sagt Klusmann rückblickend: „Solche Geschichten gibt es wirklich nur im Märchen – oder in Hollywood.“

Geschickte Filmschnitte

Sehr geschickt schneidet die Dokumentation die Reportagen von Relotius – aus dem Off von einen Sprecher vorgelesen – mit Bildmaterial der Orte, die er angeblich beschreibt, gegeneinander, um zu zeigen: Hier stimmen die einfachsten Dinge nicht. Neben Klusmann kommt auch Juan Moreno zu Wort, Relotius’ früherer Kollege, der den Betrug aufdeckte und sich lange an den „Spiegel“-Verantwortlichen, die das alles nicht wahrhaben wollten, die Zähne auszubeißen drohte. Basierend auf dessen Buch „Tausend Zeilen Lüge“, hatte Michael Bully Herbig 2022 einen Spielfilm zum Thema gedreht.

Der „Spiegel“, um Ansehen und Image bemüht, hat den Skandal nach eigenen Angaben aufgearbeit. In der Dokumentation kommt der Compliance-Experte Paul Milata zu Wort. Der meint, das Magazin hätte  „deutlich mehr machen müssen“. dpa

„Erfundene Wahrheit“ läuft bei Sky.

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Erstellt:
23.03.2023, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2023, 06:00 Uhr

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