VfB Stuttgart

1:4 gegen Augsburg: Die Ruhe nach dem Untergang

Nach dem 1:4 in Augsburg und vor dem Duell mit Arminia Bielefeld sieht die sportliche Leitung des VfB keinen Grund, nervös zu werden.

02.11.2021

Von Marko Schumacher

Augsburgs Reece Oxford überspringt VfB-Spieler Waldemar Anton und köpft zum 1:1 ein.  Foto: Matthias Balk/dpa

Augsburgs Reece Oxford überspringt VfB-Spieler Waldemar Anton und köpft zum 1:1 ein. Foto: Matthias Balk/dpa

Stuttgart. Die seltene Gelegenheit zum Feiern ergreifen die Männer des FC Augsburg so entschlossen wie zuvor die plötzliche Chance, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Die Kicker holen ihre Kinder auf den Rasen, werfen ihre Trikots den jubelnden Fans entgegen und beenden die Ehrenrunde erst, als fast kein Zuschauer mehr im Stadion ist. So berauscht sieht man Fußballspieler üblicherweise nur nach Titelgewinnen – den Augsburgern genügte ein Sieg gegen den VfB Stuttgart.

Kein Wunder: So einfach wie am Sonntag wird es der Abstiegskandidat aus Bayerisch-Schwaben nicht mehr oft haben, vier Tore zu schießen und drei Punkte zu holen. Am (vorläufigen) Tiefpunkt angelangt hingegen: der VfB, der unter der Woche aus dem DFB-Pokal ausgeschieden war und nun auf haarsträubende Weise die Gelegenheit verpasst hat, sich von der Abstiegszone abzusetzen. Nach dem 1:4 hängen die Stuttgarter mittendrin, nur noch einen Punkt vor dem Tabellensechzehnten aus Augsburg.

Als die Gegner so ausgelassen feiern, sitzen die Gäste längst in der Kabine und wissen: Im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld, den Tabellensiebzehnten, muss am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gewonnen werden. Zehn Punkte nach zehn Spielen sind einerseits deutlich weniger, als es sich der VfB erhofft hat; andererseits sehen sich die Verantwortlichen mit Platz 13 weiterhin im Soll. „Wir sind seit Spieltag eins im Abstiegskampf, denn wir haben kein anderes Ziel als den Klassenverbleib“ – daran erinnert Pellegrino Matarazzo nach der Pleite in Augsburg, insofern habe die Partie nichts verändert. Doch rätselt auch der VfB-Trainer, wie seine Mannschaft nach einer 1:0-Führung und völliger Dominanz in den ersten 20 Minuten derart einbrechen konnte: „Wir haben plötzlich nicht mehr richtig Fußball gespielt.“

An widrigen Umständen, von denen der VfB schon lange begleitet wird, hat es zwar auch in Augsburg nicht gefehlt: ein verweigerter Elfmeter in der Anfangsphase sowie die frühen Ausfälle des Torschützen Chris Führich und des Abwehrspielers Marc Kempf. Doch wären drei Gegentore nach Standardsituationen und die zunehmende Aufgabe der Gegenwehr auch mit dem verbliebenen Personal nicht nötig gewesen, wie auch Pellegrino Matarazzo nach dem Schlusspfiff einräumen muss.

Von „unserem schlechtesten Spiel in dieser Saison“, spricht Abwehrchef Waldemar Anton; Spielmacher Daniel Didavi konstatiert gar „ein Problem der Einstellung“. Es ist ein dramatisch klingender Befund, der normalerweise alle Alarmglocken klingen lässt. Ist es also tatsächlich schon so weit, die Charakterfrage zu stellen? Nein, sagt die sportliche Leitung der Stuttgarter und tut das, was sich in der Vergangenheit bewährt hat: Ruhe zu bewahren, wenn um sie herum die Nervosität ausbricht.

„Wir müssen aufpassen, dass wir aufgrund dieses Spiels jetzt nicht alles schlechtreden“, findet Sportdirektor Sven Mislintat und erinnert daran, dass man bei Eintracht Frankfurt und gegen Union Berlin jeweils in Unterzahl noch zum Ausgleich gekommen war. Also werde man den völlig missratenen Auftritt in Augsburg zwar „nicht verharmlosen“, vor allem aber „sauber, klar und ruhig einordnen“, wie Mislintat sagt. Für Krisensitzungen und Appelle an die Ehre sieht auch Matarazzo keinen Anlass: „Wir werden weiter lösungsorientiert arbeiten, denn wir haben volles Vertrauen in unsere Spieler.“Zumindest so lange, bis die verletzten Führungskräfte wieder zur Verfügung stehen und der VfB mit voller Kapelle antreten kann, bleibt auch wenig anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass die jungen Spieler weitere Entwicklungsschritte machen.

Mateo Klimowicz oder Tanguy Coulibaly etwa mögen über riesiges Potenzial verfügen – dass sie in dieser Saison aber noch nicht gezeigt haben.

VfB ganz unten in der Fair-Play-Tabelle

4 gelbe Karten hat der VfB Stuttgart im Spiel beim FC Augsburg kassiert. Bis dato erhielten die Stuttgarter in dieser Saison 24 Verwarnungen und eine Gelb-Rote Karte. Damit rangieren sie in der Fair-Play-Tabelle der Bundesliga gemeinsam mit dem VfL Wolfsburg deutlich auf dem letzten Platz.

611 Tage musste Ausgburgs Stürmer Alfred Finnbogason auf einen Treffer in der Fußball-Bundesliga warten. Gegen den VfB traf der 32 Jahre alte Isländer wieder und war mächtig erleichtert.

31 Mal haben der VfB Stuttgart und der FC Augsburg bislang gegeneinander gespielt. 15 Mal gewann der VfB, 13 Siege feierte der FCA in diesem schwäbischen Derby. Drei Spiele endeten Unentschieden.

2 Siege hat der VfB Stuttgart in dieser Saison feiern dürfen. Dem stehen vier Remis und vier Niederlagen gegenüber.

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Erstellt:
02.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 02.11.2021, 06:00 Uhr

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