Neujahrskonzert

Die Rhythmen der Amerikas

Kubanisch, karibisch, sinfonisch: Die Württembergische Philharmonie unter der Leitung von Daniel Meyer und das Saxofon-Quartett Clair-Obscur begeistern in der Reutlinger Stadthalle.

18.01.2017

Von Moritz Siebert

Klanglicher Reichtum: Jan-Schulte Bunert, Kathi Wagner und Maike Krullmann vom Quartett Clair-Obscur.Bild: Haas

Klanglicher Reichtum: Jan-Schulte Bunert, Kathi Wagner und Maike Krullmann vom Quartett Clair-Obscur.Bild: Haas

George Gershwins „Cuban Ouverture“ gleicht einer Klangcollage: Aus Keimzellen erwachsen Melodien, Rhythmen lehnen sich gegeneinander. Die Bläser klingen verträumt, in Streicherpassagen stechen Blues-Elemente durch, Klangfarben schimmern wagnerisch. Und wenn die Melodie in einer heroischen Fanfare gipfelt, holt sie sich der Rumba-Rhythmus sofort wieder zurück.

Die „Cuban Ouverture“ wirkte beim Neujahrskonzert der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Daniel Meyer am Montag tatsächlich wie eine Ouvertüre: Thematisch einheitlich war das Konzert amerikanischen Kompositionen gewidmet – und ihren Einflüssen aus der ganzen Welt.

Bob Mintzers Werk „Rhythm of the Americas“ für Saxofon-Quartett und Orchester legt mit Trommelwirbel und Glockenspiel los – so wie auch ein Film-Epos beginnen könnte. Dann aber entwickelt sich ein komplexes Motiv-Geflecht und eine rhythmische Vielfalt, die sich durch das ganze Werk zieht.

Das Saxofon-Quartett Clair-Obscur übernimmt die geheimnisvolle Stimmung: Spätromantische Momente klingen an, impressionistische Klanggebilde entstehen. Meyer dirigiert geschmeidig, mal sanft, mal herausfordernd. Quartett und Orchester koordiniert er sicher. Der Klang bleibt stets luzide, das dichte Geflecht unterschiedlichster musikalischer Charaktere differenzierbar.

Im zweiten Satz gibt das Schlagwerk einen karibischen Beat vor, nach pointierten Einwürfen der Solisten entwickelt sich eine gassenhauerische Melodie, die kunstvoll verfremdet und nach und nach räumlich in ein Vexierbild zerlegt wird. Ausladende Solopassagen folgen im dritter Satz: Die Farbenpracht und der klangliche Reichtum der Familie wird deutlich.

Hell schimmert das Sopransaxofon mit spitzen Höhen (Jan Schulte-Bunert), sonor elegant schreiten Bariton (Kathi Wagner) und Tenor (Christoph Enzel), warm klingt das Altsaxofon (Maike Krullmann). Das Gefühl für unterschiedliche Stile, die rasenden Wechsel und die Präzision beeindrucken.

Ein spannungsreiches Abwärtsmotiv prägt Sergei Rachmaninows „Sinfonische Tänze op. 45“. In der romantischen Fülle schwingt immer ein dunkler Unterton mit, wenn sich Walzerklänge ausbreiten wollen, holt sie das bedrohlich Düstere gleich wieder ein. Die organische Bewegung, das heranwachsen in die Höhe über stets pulsierendem Untergrund, gelingt dem Orchester sehr plastisch.

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Erstellt:
18.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 18.01.2017, 01:00 Uhr

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