Handball
Die Mienen verfinstern sich
Die Corona-Krise trifft die Bundesligisten hart. Wie der TVB 1898 Stuttgart hoffen viele Klubs auf den Verzicht bei Spielern, aber auch Sponsoren.
Stuttgart. Es spricht für Jürgen Schweikardt, Trainer und Geschäftsführer von Handball-Bundesligist TVB 1898 Stuttgart, dass er auch in Krisenzeiten seinen Humor nicht verliert. „Wenn jemand fitter aus diesen Wochen herauskommt, als er hineingegangen ist, dann bin ich das“, sagt der 39-Jährige angesichts der Tatsache, dass er durch die Ausgangsbeschränkung wegen der Coronavirus-Pandemie das einsame Joggen im Wald für sich entdeckt hat. Das war es dann aber schon an positiven Nachrichten, die der Chef des Bundesliga-Zwölften zu vermelden hat. Ansonsten heißt es: Kurzarbeit Null für Mitarbeiter und Spieler, Einnahmen-Einbußen im sechsstelligen Bereich – und die Ungewissheit, wie es mit der abgebrochenen, aber auch der nächsten Saison weitergehen soll.
Geisterspiele keine Lösung
„Durch den Saisonabbruch ist uns die Geschäftsgrundlage abhanden gekommen“, erklärt Schweikardt die Brisanz der Situation. Denn 90 Prozent der Einnahmen generieren die Handball-Bundesligisten aus Sponsorengeldern und Zuschauereinnahmen. Und die hängen fast zu 100 Prozent von Spielen vor vollen Rängen ab – was angesichts der Virus-Ausbreitung der vergangenen Wochen für die nähere Zukunft utopisch erscheint. Während Fußball-Bundesligisten zumindest von der TV-Übertragung aus Geisterspielen etwas hätten, beläuft sich der Erlös aus den Fernsehrechten laut Schweikardt bei den Handballern nur auf rund 5 Prozent.
„Deshalb würde ich inzwischen gegen eine Fortsetzung des Spielbetriebs stimmen“, sagt der starke Mann beim TVB. Schließlich wären diese Mini-Einnahmen die Unwägbarkeit, dass sich dabei doch ein Spieler infiziert und die ganze Mannschaft in Quarantäne geschickt werden muss, nicht wert.
Und so kann der Geschäftsführer nur hoffen, „dass die Dauerkartenbesitzer und Sponsoren nicht auf die volle Erfüllung der nicht erbrachten Leistungen pochen“, wenn die restlichen Heimspiele nicht mehr ausgetragen werden können. „Darauf sind wir ebenso angewiesen wie auf den Gehaltsverzicht unserer Spieler“, nennt Schweikardt die Akteure, die für die Rettung des Bundesligisten bereits persönliche Einbußen in Kauf nehmen.
Wie dem TVB geht es den meisten Bundesligisten. Praktisch bei allen Vereinen sind angesichts der ungesicherten Einnahmesituation die Vertragsverhandlungen für die neue Runde ins Stocken geraten. „Schließlich wissen wir gar nicht, wie viel Geld wir nächste Saison zur Verfügung haben“, erklärt Schweikardt. Denn auch die Geldgeber, die beim TVB rund 70 Prozent zum Jahresbudget beisteuern, sind durch die Einschränkungen teils selbst bereits in Schieflage geraten.
Angesichts dessen stellt sich die Frage: Wie viel Zeit bleibt der Handball-Bundesliga noch, die Corona-Krise auszusitzen? „Ich glaube, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen eine Entscheidung über die laufende Runde fallen muss und auch wird“, sagt Schweikardt. Und wie diese am Ende ausgehen könnte, hat er ja schon angedeutet.