Kleintierzüchter
Die Lockengänse lockten
Am Wochenende gab es bei der Jungtierschau des Kleintierzuchtvereins Pfrondorf wieder besondere und gefährdete Rassen zu sehen.
Wenn kennfarbige Italiener, blau-gelbe Sachsenenten und orangefarbige Zwerg-Welsumer zusammen in einem Raum sind, dann ist wahrscheinlich Kleintierschau. So wie am Wochenende, als der Kleintierzuchtverein Pfrondorf zur Jungtierschau in sein Vereinsheim geladen hatte.
Die Lockengänse hatte Ausstellungsleiter Klaus Beese aus seinem Stammverein in Gärtringen entliehen: „Wir wollten dieses Jahr ein Highlight bieten“, sagte Beese. „Deswegen habe ich die Gänse von einer Züchterkollegin ausgeliehen, um sie hier zu zeigen.“ Ein Highlight sind die Gänse deswegen, weil sie auf der roten Liste der alten, heimischen, gefährdeten Geflügelarten stehen. Nur wenige Züchter in Deutschland halten diese Rasse. „Wir wollten zeigen, dass es das auch noch gibt“, so Beese, der dem Pfrondorfer Verein als passives Mitglied treu geblieben ist, obwohl er mittlerweile in Aidlingen wohnt.
Für weitere Highlights bei der Jungtierschau sorgte in diesem Jahr das neue Vereinsmitglied Reiner Schweiz. Er züchtet gemeinsam mit seiner Enkeltochter Lina Soppa schon lange Kleintiere und steuerte ganz verschiedene Tiere zur Ausstellung bei: Die kennfarbigen Italiener – eine mittelgroße Hühnerrasse – kamen von ihm, außerdem weiße deutsche Pekingenten, goldhalsige Bantam-Hühner und die Thüringer Schnippen, eine deutsche Haustaubenrasse. Lina Soppa stellte außerdem ihre Zwerg-Paduan-Hühner und ihre Sachsenenten vor. „So eine Ausstellung lebt davon, dass man sich vielseitig einbringt“, sagte Beese. „Deswegen sind wir froh, dass wir wieder ein Mitglied haben, das unsere Ausstellung bereichert.“
Generell ist es nicht so leicht, Züchter-Nachwuchs zu finden; statt zu züchten wollten die Leute die Tiere lieber einfach halten: „Viele Familien kommen jetzt wieder auf den Trend zurück, dass sie drei oder vier Hühner daheim haben wollen“, sagte Karl-Martin Lang, der Erste Vorsitzende des Vereins. Die würden sich dann an den Verein wenden, um Informationen zur Haltung einzuholen. „Wir bemühen uns, diese Leute bei uns einzubeziehen“, so Lang. Das Züchten sei aber eine andere Geschichte: „Man muss zwei Mal täglich an sieben Tagen die Woche für die Tiere da sein. Das nimmt nicht jeder gerne auf sich“, sagte Lang.
Hähne sind für den Topf
Die Pfrondorfer Züchter haben jeweils zwischen 20 und 80 Jungtiere, den restlichen Nachwuchs verkaufen sie: „Unsere Hennen werden gerne von der Landbevölkerung genommen – die freuen sich, wenn sie besondere Rassen auf ihrem Hof herumlaufen haben“, sagte Beese. Die Hähne loszuwerden sei nicht so leicht, die würden im Zweifel dann eben im Topf landen. Auch bei der Jungtierschau gab es Gockel zu essen: „Die werden aber von der Metzgerei geliefert“, so Beese.Aktuell hat der Verein, den es seit 79 Jahren gibt, 55 Mitglieder, darunter sind zwölf aktive Züchter. Bei der Jungtierschau am Wochenende wurden zwei der Mitglieder für ihre Mitgliedschaft geehrt: Lisbeth Schaal ist seit fünfzig Jahren aktiv und nun Ehrenmitglied, genau wie ihr Sohn Uwe Schaal.
Die Gewinnertiere bei der diesjährigen Jungtierschau
Für die Züchter selbst ist bei den Schauveranstaltungen der Kleintierzüchter immer die Prämierung ihrer Tiere ein wichtiger Programmpunkt. Preisrichter bewerten dabei die Tiere nach verschiedenen Kriterien; bei den Kaninchen sind es zum Beispiel die Ohrlänge, die Fellbeschaffenheit und die Farbe. Bei der Jungtierschau in Pfrondorf hat eines der Seperator-Kaninchen von Klaus Beese den Preis für das „Beste Tier“ in der Kategorie der Kaninchen gewonnen. „Das ist eine sehr seltene Rasse, die in Deutschland nicht so verbreitet ist“, so Beese, „In der DDR wurden die aber viel gezüchtet“. Beim Geflügel ging der Preis an eine erbsgelbe Laufente von Volker Kehrer, der ausschließlich Laufenten züchtet. „Der hat die schon, so lange ich denken kann“, sagte Beese. Laufenten gibt es in Europa noch keine 200 Jahre; ursprünglich kommen sie aus Südostasien.