Extremsport

Zu Fuß die Welt umrunden: Der deutsche Forrest Gump

Schier unglaubliche 120 Triathlons über die Ironman-Distanz will Jonas Deichmann machen und damit die Welt umrunden. Mit 120 Marathon-Läufen durchquert er gerade Mexiko.

05.10.2021

Von LSW

Wird in Mexiko oft von Fans begleitet: Der Extremsportler Jonas Deichmann, der auch als „deutscher Forrest Gump“ bekannt ist. Foto: Isaac Guzman/dpa

Wird in Mexiko oft von Fans begleitet: Der Extremsportler Jonas Deichmann, der auch als „deutscher Forrest Gump“ bekannt ist. Foto: Isaac Guzman/dpa

Cancún. Forrest Gump beschloss eines Tages, ein bisschen zu laufen. Erst drei Jahre, zwei Monate, 14 Tage und 16?Stunden später hörte er wieder auf. Für Jonas Deichmann gehörte schon ein bisschen mehr Planung dazu. Der „deutsche Forrest Gump“ ist dabei, die Welt mit einem 120-fachen Langdistanz-Triathlon zu umrunden. Er würde nach eigenen Angaben Weltrekorde für den ersten Triathlon um die Welt und den – mit Abstand – längsten aufstellen.

Dem Ziel ist der 34-jährige Extremsportler, der im Schwarzwald aufwuchs, nach gut einem Jahr inzwischen ziemlich nahe – wenn auch noch nicht geografisch. Mit täglichen Marathons über mehr als drei Monate ist er von Tijuana quer durch Mexiko gelaufen und sollte im Laufe des Montags am Strand des Urlaubsortes Cancún ankommen. Er will dann möglichst per Boot nach Portugal fahren und von dort die restlichen rund 3500 Fahrrad-Kilometer absolvieren, die ihm noch fehlen. In München – wo das Ganze am 26.?September 2020 begann – soll es auch zu Ende gehen.

„Ich werde immer stärker“

Er habe mit massivem Gewichtsverlust und mit der Hitze zu kämpfen, berichtet Deichmann. Nach all dem Schwimmen und Radfahren seien die ersten paar Wochen Laufen in Mexiko heftig gewesen. Aber der Körper passe sich an. „Ich muss sagen: Ich werde von Woche zu Woche stärker.“

Die Pandemie warf Deichmann ein paar Mal einen Stock in die Speichen. So steckte er im Dezember und Januar wochenlang in der Türkei fest, bis er doch noch ein Visum für Russland bekam. Unter anderem, weil Frachtschiffe wegen des Coronavirus keine Passagiere mitnehmen dürfen, musste er sich den Traum abschminken, die Weltumrundung ganz ohne Flugzeug zu schaffen.

Die Distanzen eines einzigen Triathlons über die sogenannte Ironman-Distanz sind für die meisten Menschen schon unfassbar: rund 3,86 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und 42,195 Kilometer laufen. Deichmann macht das alles innerhalb gut eines Jahres 120 Mal. Er ist unter anderem 456 Kilometer in der Adria geschwommen, den Abschnitt auf dem Rad hat er großteils in Russland absolviert. Von Wladiwostok aus musste er fliegen. Als Ziel stand deshalb Mexiko fest, weil die anderen beiden nordamerikanischen Länder nicht infrage kamen: In die USA konnte Deichmann wegen früherer Reisen in den Iran nicht ohne weiteres einreisen, und Kanadas Grenzen waren dicht.

In Mexiko gibt es im Schnitt täglich fast 100 Morde, vor drei Jahren wurden im Süden des Landes zwei Fahrrad-Reisende aus Deutschland und Polen getötet – Deichmann ist an dem Ort vorbeigekommen. Er bekam vielerorts eine Polizeieskorte, ohne darum gebeten zu haben.

Es sind nicht nur Polizisten, die ihn begleiten. Deichmann hat in Mexiko Anhänger. Er sei bekannter als ein Fußballnationalspieler, meint er. Zahlreiche mexikanische Medien haben über den „deutschen Forrest Gump“ berichtet, Bürgermeister heißen ihn willkommen. Oft laufen dutzende oder sogar hunderte Menschen einen Teil der Strecken mit ihm mit. Ganz unterschiedliche Leute seien dabei gewesen – neulich auch ein „Einbeiniger auf Krücken, der zehn Kilometer mitgehumpelt ist.“

Eine brenzlige Situation hat Deichmann erlebt, als er im Gebirge von Sinaloa unterwegs war – der Wiege des Kartells des Ex-Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán, wo dieses einige Gebiete kontrolliert. Männer mit Maschinengewehren kamen dort auf ihn zu, wie er eindrucksvoll schildert. Die Gangster hätten ihn aber erkannt und gesagt: „Jonas, willkommen“. Sie würden auf ihn aufpassen.

Der Spitzname „deutscher Forrest Gump“ ist gewollt. Deichmann nennt sich auf Instagram so, hat sich einen Rauschebart wachsen lassen und trägt beim Laufen die gleiche Baseball-Kappe der Firma Bubba Gump Shrimp Co. aus dem Film von 1994, die Tom Hanks als bärtiger, laufender Gump auf hat. „„Forrest Gump“ war mein Lieblingsfilm als Kind“, erzählt Deichmann. „Deshalb habe ich auch immer gewusst: Wenn ich mal irgendwann ein Land oder einen Kontinent durchlaufe, dann mache ich das mit der Bubba-Gump-Mütze und einem langen Bart.“ Letzterer soll allerdings sofort abkommen, wenn Deichmann zurück in München ist.

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Erstellt:
05.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 05.10.2021, 06:00 Uhr

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