Hoffen auf den Dart-Schumacher

Der Stuttgarter Timo Gans und der Tübinger Thilo Damm managen Deutschlands besten Dartspieler

Da haben sich zwei gefunden: der 32-jährige großgewachsene, quirlige Timo Gans und der etwas kleinere, ruhigere 49-jährige Thilo Damm. Jahrelang arbeiteten sie gemeinsam; sowohl im Büro als auch am Spielfeldrand.

14.12.2017

Von Fabian Schäfer

Dart- und Fußballfans: die Manager Thilo Damm (links) und Timo Gans. Bilder: Schäfer

Dart- und Fußballfans: die Manager Thilo Damm (links) und Timo Gans. Bilder: Schäfer

Timo Gans ist Trainer der C-Jugend-Fußballer der TSG Tübingen. 2014 „überredete“ der Tübinger Damm seinen Geschäftspartner und Freund Gans, ihn als Co-Trainer bei den Tübinger D-Junioren, wo Damms Sohn damals kickte, zu unterstützen. „Ich war zuerst etwas unsicher, weil Tübingen ja doch ein Stück weit weg ist“, erzählt der Stuttgarter Timo Gans. Dennoch stimmte er zu, auch weil er bereits gute Erfahrungen im Jugendfußball gesammelt hatte, unter anderem bei der F-Jugend des VfB Stuttgart. Aus dem geplanten einen Jahr bei der TSG sind für Gans mittlerweile dreieinhalb geworden. „Die Jungs sind gut, die Eltern auch. Es macht einfach Spaß hier“, erklärt Gans, dessen Team auf Rang 6 der Landesstaffel überwintern wird.

Außer dem Fußball verbindet die beiden Männer noch mehr: Während seines Kommunikationsstudiums absolvierte Timo Gans 2009 ein Praktikum bei einem Management, das damals unter anderem Formel 1-Rekordweltmeister Michael Schumacher unter Vertrag hatte. Das Bewerbungsgespräch für das Praktikum führte Thilo Damm, der als Anwalt für die juristischen Dinge zuständig war. Der gebürtige Frankfurter Damm verließ das Unternehmen 2010 gemeinsam mit Michael Schumacher – für den Damm auch nach dessen schwerer Skiverletzung bis heute arbeitet.

Timo Gans dagegen erhielt nach dem Ende seines Praktikums einen befristeten Vertrag – trotz unabgeschlossenen Studiums. Dies wollte er Anfang 2011 nachholen. Dazu machte er sich selbstständig, um flexibler zu sein und gründete sein Unternehmen „Ganscomm“. Mit Damm hielt der 32-Jährige weiter Kontakt und arbeitete mit ihm an verschiedenen Projekten.

Anfang dieses Jahres dann die große Wiedervereinigung: Deutschlands bestem Dartspieler Max Hopp aus Ippstein wurde die Arbeit mit Sponsoren, Rechten und Terminen neben dem Leistungssport zu viel. Nach langer Überlegung entschied er sich, diese Aufgaben einem Manager anzuvertrauen – und kam auf Timo Gans, der in den zwei Jahren zuvor bereits als Marketingleiter für die Professional Darts Corporation (PDC) Europe tätig war. „Das war mein Einstieg in den Dartsport“, erzählt der Stuttgarter. „Als Max dann auf mich zukam, war mir klar: Wenn ich es mache, dann nur zusammen mit Thilo.“ Der juristische Hintergrund des Tübingers und die Zusammenarbeit in früheren Jahren machten dies zu einer „runden Sache“, wie Gans erzählt. „Thilo ist nun für die vertraglichen Dinge zuständig, ich bin an der Front. Bei Turnieren zum Beispiel.“

Erstmals nicht bei einer WM

Den 21-jährigen Max Hopp, der bereits an fünf Weltmeisterschaften im Londoner Alexandra Palace teilnahm, beschreiben beide als „sympathischen und ausgesprochen reifen“ jungen Mann. „Er ist mit Sicherheit sehr viel weiter als andere 21-Jährige“, lobt Gans Deutschlands Nummer 1, der in der Weltrangliste auf Platz 45 rangiert. Dass Hopp erstmals seit 2011 nicht bei der heute beginnenden Weltmeisterschaft dabei ist, sei für das Manager-Duo halb so schlimm. „Es ist nicht so tragisch. Emotional für ihn sicher schon, aber man muss es einordnen“, sagt Gans. „Das Drama kommt eher von außerhalb, weil man es gewohnt ist, dass er dabei ist. Wir glauben nicht, dass das jetzt entscheidend ist.“ Im Gegenteil: Gans und Damm trauen Hopp eine Menge zu. „Wir hatten dieses Jahr ein Gespräch mit Wayne Mardle (ehemaliger Dartsprofi und TV-Experte, Anmerkung der Redaktion), der sagte, vom Wurfstil her ist Max einer der besten. Und auch wir denken: Er hat das Potenzial, ganz nach oben zu kommen“, sagt Gans.

„Es ist spannend“, sagt Damm, „es gibt immer wieder kleinere Sportarten, die mit einem Deutschen hierzulande durchbrechen. Max könnte werden wie damals Schumacher in der Formel 1.“ Doch bis dahin ist es noch weit. „Max ist jung, man muss ihm Zeit lassen! Aber wenn er seinem Weg treu bleibt, wird er den Durchbruch schaffen“, sagt Gans.

Max Hopp Bilder: Schäfer

Max Hopp Bilder: Schäfer

Fußballtrainer mit gemeinsamer „Philosophie“

Thilo Damm begleitete nach sechsjähriger Trainertätigkeit bei der TSG Tübingen seinen Sohn 2015 zum SSV Reutlingen, wo er ebenfalls als Coach aktiv war. Doch bereits nach einem Jahr war wieder Schluss. Vielleicht steht zur nächsten Saison das Fußball-Trainercomeback bevor: „Es gibt eine Idee“, sagt er knapp. Aber nur zusammen mit seinem Kumpel Timo Gans. „Ich gebe nichts auf die Resultate. Jugendfußball ist Entwicklungsfußball“, sagt Gans und erntet ein bestätigendes Nicken von Thilo Damm. „Ich denke da differenzierter. Und Thilo genauso. Für uns ist es entscheidend, wie wir spielen. Und wir spielen derzeit einen guten Fußball“, sagt Tübingens TSG-C-Jugendtrainer Gans. „Die Eroberung ist wichtig, aber irgendwann hat man den Ball und muss was damit machen“, sagt Damm. „Wir haben unsere Philosophie. Und von der sind wir absolut überzeugt“, ergänzt Gans.

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Erstellt:
14.12.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 35sec
zuletzt aktualisiert: 14.12.2017, 01:00 Uhr

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