Regenerative Energiequellen

Der Hauptvorteil von Holz ist die Speicherbarkeit

HolzFranz Alt fordert mehr Einsatz von regenerativen Energiequellen, um den Klimawandel noch zu stoppen

26.11.2018

Von Andreas Straub

Bei einer kleinen Fach-Ausstellung im Schadenweiler Hof begutachten (von links) Michael Russ und Björn Baumgarten (beide von der Forsthochschule Rottenburg) und Fabian Schott (Universität Stuttgart) einen klassischen Ofen. Wie zünde ich ihn richtig an, wann lege ich Holz nach? Auf dem Bildschirm links sind Temperaturen und Emissionen zu sehen. Bild: Andreas Straub

Bei einer kleinen Fach-Ausstellung im Schadenweiler Hof begutachten (von links) Michael Russ und Björn Baumgarten (beide von der Forsthochschule Rottenburg) und Fabian Schott (Universität Stuttgart) einen klassischen Ofen. Wie zünde ich ihn richtig an, wann lege ich Holz nach? Auf dem Bildschirm links sind Temperaturen und Emissionen zu sehen. Bild: Andreas Straub

„Wir haben eine Stromwende, aber noch längst keine Energiewende“, sagte der frühere ARD-Journalist Franz Alt am Donnerstag in Rottenburg. Der 80-jährige Baden-Badener sprach als Gastredner bei der Holz-Energie-Tagung an der Rottenburger Hochschule für Forstwirtschaft, die sich in diesem Jahr der „Emissionsminderung von Holzfeuerungsanlagen“ widmete. Zum selben Thema gab es eine Fach-Ausstellung, in der Hochschulmitarbeiter und Hersteller praktische Anwendungen erklärten.

Franz Alt forderte, die Energiewende vor allem im Bezug auf Wärme und Verkehr ernster zu nehmen. Weltweit verschwinde jährlich ein Waldbestand in der Größe Belgiens. Grund sind vor allem die Rodungen in tropischen Ländern. Der Waldbestand in Deutschland indes, eine gute Nachricht, sei in den letzten 30 Jahren wieder um rund 10 Prozent gewachsen. Insgesamt ist laut Alt rund ein Drittel der Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt.

Holz sei vor allem für Wärme interessant. Alt sagte plakativ: „Im Wald wächst Wärme.“ Die Holzenergie wird nach seiner Ansicht in Zukunft eine größere Rolle spielen: „Der Holzweg ist ein guter Weg.“

Alt erinnerte an das Prinzip der Nachhaltigkeit, um zu erklären, wie verschwenderisch gegenwärtig mit einigen Ressourcen umgegangen wird. Das Erdgas beispielsweise, das Menschen in einem Jahr verbrauchen, sei von der Natur in einer Million Jahren produziert worden. Es sei „verrückt“, Atomkraftwerke zu bauen, wenn man nicht wisse, wohin mit dem Atomabfall.

Die Menschheit produziere schon heute ständig zusätzliche Wüstengebiete. „Und wir wundern uns über die Klimaflüchtlinge“, sagte Alt. Er sei erst kürzlich in Afrika gewesen. Dort haben nach wie vor Millionen Menschen keinen Strom. Einfache Solar-Anlagen bringen dort schon deutliche Verbesserungen. Beispielsweise habe er sich ein Dorf angesehen, in dem die Apotheke nun Medikamente kühlen und der Schneider mit einer elektrischen Nähmaschine arbeiten könne.

Es sei vollkommen klar, dass die Industriestaaten für den Klimawandel verantwortlich seien. „In Nordrhein-Westfalen alleine gibt es mehr Autos als in Afrika“, sagte Alt. „Wer 10-Liter-Autos fährt, bekommt Klimaflüchtlinge.“ In den nächsten Jahrzehnten würden Millionen Klimaflüchtlinge nach Europa kommen, sagte er voraus. „Die Syrer werden irgendwann in ihre Heimat zurück kehren“, meinte Alt. „Aber wohin sollen Klimaflüchtlinge zurück?“

Alt zeigte einige Grafiken zum Kohlendioxid-Ausstoß und zur steigenden Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren. Um die Erderwärmung zu stoppen, so Alt, müsse vor allem die Sonnenenergie viel stärker genutzt werden. Auf dem Weg vom Tübinger Hauptbahnhof nach Rottenburg habe er nur wenige Solardächer gesehen. Dabei sei Energie aus Sonne und Wind schon heute vielfach billiger als etwa die Energie aus Kohle. „In China und Indien wird aus ökonomischen Gründen darauf gesetzt“, sagte Alt.

Bis zum Jahr 2050 müsse fast die gesamte Energieversorgung auf regenerative Quellen umgestellt sein. Während Sonne und Wind nahezu unbegrenzt vorhanden seien, seien die Möglichkeiten von Holz und Wasser allerdings begrenzt. Gleichwohl könne Holzenergie dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Alt: „Der Hauptvorteil von Holz ist die Speicherbarkeit.“

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Erstellt:
26.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 26.11.2018, 01:00 Uhr

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