Nationalmannschaft

Der Durchstarter wird zum Dauerbrenner

Torjäger Timo Werner untermauert seine Ansprüche in der deutschen Eliteauswahl mit mitreißenden Auftritten und Volltreffern in Serie.

06.09.2017

Von ARMIN GRASMUCK

Unnachahmlich im Antritt: Timo Werner auf dem Weg in den Strafraum der Norweger. Foto: Avanti

Unnachahmlich im Antritt: Timo Werner auf dem Weg in den Strafraum der Norweger. Foto: Avanti

Stuttgart. Kurz nach Mitternacht hat Timo Werner noch einen Haken in der Stuttgarter Arena geschlagen. Während die meisten seiner Mitspieler in das Mannschaftshotel abfuhren oder direkt die Heimreise antraten, kurvte der Torjäger mit seinem Rollkoffer durch die Loge des Sponsors und traf sich mit seinen Eltern. Vater und Mutter Werner, die passenderweise in Cannstatt in unmittelbarer Nähe des Stadions wohnen, hatten den Abend vermutlich genauso wie ihr Sprössling genossen.

Zwei Tore erzielt, an zahlreichen Angriffen beteiligt und fast alles im Vollspurt – Werner war in diesem für ihn in mehrfacher Hinsicht speziellen Heimspiel, das die deutsche Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation mit einem wahren Fußballfeuerwerk 6:0 gegen Norwegen gewann, der herausragende Akteur. Ausgerechnet Werner.

Herzlicher Empfang

Mit gemischten Gefühlen hatte sich der vor 21 Jahren in Stuttgart geborene Stürmer, der im zarten Alter von sechs vom TSV Steinhaldenfeld zum VfB wechselte und in dem Traditionsklub bereits mit 17 zum Profikicker in der Bundesliga aufstieg, in der Arena aufgewärmt. Wie würden die Anhänger auf die Rückkehr des einstigen Lieblings, der nach seinem Wechsel RB Leipzig im Sommer 2016 viele Sympathiepunkte verspielt zu haben schien, reagieren?

Dazu kam, dass Werner nach seiner vielfach diskutierten Schauspieleinlage vergangenen Dezember im Duell mit Schalke, als er auf unlautere Weise einen Elfmeter herausholte, mit dem Ruf des Schwalbenkönigs zu kämpfen hatte und erst am vergangenen Freitag während des Spiels in Prag, das die deutsche Elf 2:1 gewann, auf übelste Art von den Zuschauern beleidigt worden war. Dagegen streichelten ihn die schwäbischen Anhänger mit warmem Beifall. „Danke an die Fans“, sagte Werner nach der Partie. „Es war so herzlich, ich wurde so toll begrüßt wie früher.“ Es sprach für sich, dass die lauten Rufe nach „Timo Werner! Timo Werner!“ bereits durch die Stuttgarter Arena hallten, noch bevor er den ersten seiner zwei Treffer erzielte.

Der pfeilschnelle Schwabe trug schließlich seinen Teil dazu bei, dass es ein berauschender Abend wurde. Er ging weite Wege, er war stets anspielbereit und sprintete praktisch im Minutentakt hinter der norwegischen Abwehr in den freien Raum. „Timo macht, was dem Gegner extrem weh tut und schwer zu verteidigen ist, weil er diesen brutalen Zug zum Tor und diese Schnelligkeit hat“, so beschrieb es Bundestrainer Joachim Löw: „Er läuft ständig quer und tief. Diese Laufwege sind für den Gegner nur schwer zu stoppen.“

Tatsächlich punktet Werner mit dem außergewöhnlichen Talent, die Lücken in der Abwehr des Gegners zu erkennen und im Höchsttempo eben dort hinein stoßen zu können, selbst wenn die Räume knapp und begrenzt sind. Begabte Techniker wie Toni Kroos oder Mesut Özil wissen ihn mit präzisen Pässen perfekt einzusetzen. Hat Werner den Ball erst am Fuß, zieht er direkt und kerzengerade in den Strafraum.

„Er wird die nächsten zehn Jahre den deutschen Sturm dominieren und auch in Europa, wenn er so weitermacht“, sagte Gomez, der eigentlich mit dem Senkrechtstarter um den Platz im Angriff der Nationalelf konkurriert. „Der ist so klar in der Birne, das ist grandios, deswegen habe ich mich wahnsinnig für ihn gefreut.“ Im Stuttgarter Stadion wird Werner erst im Frühling wieder wirbeln, wenn er mit den Leipzigern den VfB herausfordert.

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Erstellt:
06.09.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 06.09.2017, 06:00 Uhr

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