Tischtennis

Den Stecker gezogen

Der TTC Frickenhausen kehrt am Saisonende dem Profisport den Rücken – wie einst der SV Plüderhausen. Die TTF Ochsenhausen zeigen jedoch, dass ein Dorfverein überlebensfähig ist.

20.03.2018

Von GEROLD KNEHR

Der Letzte macht das Licht aus. Die Frickenhauser Tischtennisspieler (von links) Diogo Chen, Konstantinos Angelakis, Maikel Sauer und Liang Qiu verabschieden sich nach dieser Saison aus der zweiten Liga. Foto: Eibner

Der Letzte macht das Licht aus. Die Frickenhauser Tischtennisspieler (von links) Diogo Chen, Konstantinos Angelakis, Maikel Sauer und Liang Qiu verabschieden sich nach dieser Saison aus der zweiten Liga. Foto: Eibner

Frickenhausen. Vor gut zehn Jahren hatte der Tischtennisclub (TTC) Frickenhausen seine Glanzzeit. 2005 und 2007 wurde er Verein deutscher Pokalsieger, 2006 und 2007 deutscher Meister, und 2006 gelang mit dem chinesischen Star und Publikumsliebling Ma Wenge sogar der Triumph im ETTU-Cup, vergleichbar mit dem Gewinn des Uefa-Pokals im Fußball. Der kleine Verein aus der 9000-Seelen-Gemeinde im Kreis Esslingen hatte die große Tischtennis-Welt erobert.

Jetzt allerdings gehen die Lichter in der Sporthalle „Auf dem Berg“ aus. Der nunmehrige Zweitligist zieht den Stecker – und sich nach dem Ende dieser Saison aus dem professionellen Sport zurück. Am kommenden Sonntag bestreitet der TTC gegen Fortuna Passau sein letztes Heimspiel im Profibereich. In welcher Liga der TTC Shakehands Frickenhausen künftig spielen wird, ist noch offen, eventuell geht es runter bis zur Kreisliga. „Es ist zum Heulen, aber es geht nicht anders“, klagt Manager Jürgen Veith. Nach dem Rückzug des Namenssponsors und Startup-Unternehmens Shakehands, das sich künftig mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio auf die japanische Liga konzentriert, und weiterer Partner ist der Etat von knapp unter 100 000 Euro für den Klub aus dem Neuffener Tal nicht mehr zu stemmen.

Geschliffene Hochburg

Mit dem Rückzug folgt Frickenhausen dem Beispiel des SV Plüderhausen, der sich 2014 aus der Bundesliga abmeldete und mittlerweile in der viertklassigen Regionalliga spielt.

SV Plüderhausen, TTC Frickenhausen, TTF Ochsenhausen – viele Jahre lang „hausten“ gleich drei Kleinstadt-Teams aus dem Land in der Tischtennis-Bundesliga und machten Württemberg zur Hochburg dieser Sportart. Zwei bekamen das große Fracksausen, nur die Tischtennisfreunde Ochsenhausen halten die Landesfahne in der Bundesliga noch hoch. Was zwangsläufig zu der Frage führt: Sind sogenannte Dorfvereine im Profisport überhaupt überlebensfähig?

Aus dem oberschwäbischen Ochsenhausen, das wie Frickenhausen um die 9000 Einwohner zählt, kommt vom TTF-Präsidenten Kristijan Pejinovic ein entschiedenes „Ja“. Die Antwort überrascht nicht. Schließlich haben die „Barockstiere“ derzeit sportlich einen Lauf. Sowohl in der deutschen Meisterschaft als auch in der Champions League steht das vom Franzosen Simon Gauzy und dem Brasilianer Hugo Calderon angeführte Team im Halbfinale.

Aber auch außersportliche Faktoren spielen bei dieser Einschätzung eine wichtige Rolle. „Erfolg hängt nicht von der Größe der Einwohnerzahl ab, sondern ob man Strukturen geschaffen hat, eine stringente Strategie entwickelt und den ständigen Austausch mit den Sponsoren pflegt“, sagt Pejinovic. Mit dem Liebherr Master College haben die TTF in den letzten Jahren ein Nachwuchszentrum aufgebaut – als „Basis für unsere Zukunft.“

In Frickenhausen fehlte eine solche Strategie. Der Verein, lange vom demnächst 80 Jahre werdenden heutigen Ehrenpräsidenten Rolf Wohlhaupter-Hermann geleitet, stieß mit seinem überwiegend ehrenamtlichen Engagement an Grenzen. Nach dem vermiedenen Abstieg vor einem Jahr wollte der TTC mit Ex-Trainer Jian Xin Qiu wieder das Ziel Bundesliga in Angriff nehmen. Nun aber verabschiedet sich der TTC ganz vom Profisport.

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Erstellt:
20.03.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 20.03.2018, 06:00 Uhr

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