Kultur

Kommentar: Demos veranstalten

Emotionen – auch darum geht’s im Theater. Nur dass sie schon lange nicht mehr auf der Bühne und im Zuschauerraum gezeigt werden. Derzeit gehen Intendanten, Schauspielerinnen, Sänger, Tänzerinnen, die Technikkräfte oder das Einlasspersonal und auch die verhinderten Zuschauerinnen und Zuschauer dramatisch an die Decke, wenn sie täglich davon lesen, welcher Politiker welchen neuen Lockdown ins Spiel bringt. Hallo?

09.04.2021

Von JÜRGEN KANOLD

Ulm. Seit November, also im sechsten Monat schon, befinden sich die Theater, Opern- und Konzerthäuser ohne Unterbrechung im Lockdown und sind geschlossen! Nur in Tübingen läuft im Lande Baden-Württemberg der Modellversuch. Also noch einmal: Seit November sind die Inzidenzzahlen gestiegen und wieder gesunken und wieder gestiegen – konstant aber blieben die Bühnen zu. Es hat alles nichts genützt: nicht die strengsten Sicherheitskonzepte (personalisierte Tickets, Maskenpflicht, Sitzplätze mit Abstand) und auch nicht diverse Studien etwa über Lüftungsanlagen, die besagen, dass Theater ein sicherer Ort sind. Eine Öffnungsperspektive mit Zuschauer-Testung gibt es im Land, außer in Tübingen, nicht.

Es heißt aber: Okay, die Menschen sitzen im Theater sicher, aber sie müssen erst dorthin kommen! Genau – und dann sieht man in Stuttgart tausende „Querdenker“ abstandslos und ohne Maske auftreten, die zudem auch nicht nur solo im Auto zur Demo gefahren sind. Ein Schlag ins Gesicht der Kulturschaffenden.

Vielleicht sollten die Bühnen ihre Aufführungen als Demonstrationen anmelden. Politisches Theater (also nicht Theater in der Politik) wäre sowieso nötig in diesen Zeiten: Debatten, Meinungsbildung, Partizipation gehören zum Auftrag dieser Institutionen. Das ist Kultur in der Demokratie – die im Theater mit Sicherheitsstandards und emotional stattfinden kann.

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Erstellt:
09.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 09.04.2021, 06:00 Uhr

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