Corona-Pandemie
Delta-Variante verleidet Urlaub in Portugal
Weil das Land als „Risikovariantengebiet“ gilt, müssen Deutsche bei der Rückkehr ab Dienstag für zwei Wochen in Quarantäne. Die Regierung kritisiert die Entscheidung.
Lissabon. Es ist kein guter Sommer für den deutschen Portugal-Tourismus: Von Stornierungen und eiligen Abreisen berichtete am Wochenende João Fernandes, der Präsident von Turismo do Algarve, im Gespräch mit dem portugiesischen TSF Rádio. Denn das Robert-Koch-Institut (RKI) hat Portugal – gemeinsam mit Russland – am Freitag zum „Virusvariantengebiet“ erklärt.
Das hat einschneidende Konsequenzen:. Wer ab Dienstag aus Portugal nach Deutschland einreist, muss für zwei Wochen in Quarantäne. Da helfen weder Impfungen noch negative Tests. Der deutsche Reiseanbieter Olimar hat daher mehreren Hundert Bundesbürgern angeboten, sie bis Montagabend zurückzuholen. Nach Schätzungen des Deutschen Reiseverbands (DRV) machen zurzeit nur etwa 1000 Deutsche in Portugal Urlaub, da das Land erst seit kurzem wieder leicht zugänglich ist. Die Lufthansa plant noch keine Veränderungen bei Flügen von und nach Portugal.
Es ist ein schwerer Schlag für Portugal. Anlass ist die Delta-Variante des Coronavirus, die ansteckender ist als andere und deswegen voraussichtlich bis Ende August 90 Prozent aller Covid-19-Infektionen in der EU ausmachen dürfte. Um die Ausbreitung dieses Typus in Deutschland zu verlangsamen, kommen Länder mit besonders hoher Delta-Inzidenz auf die rote Liste des RKI. Portugal ist das erste EU-Land mit dem Siegel „Virusvariantengebiet“. Hier entfällt über die Hälfte aller Ansteckungen auf Delta, in Deutschland zurzeit noch etwa 15 Prozent.
Die Nachricht aus Deutschland wurde in Portugal mit wenig Freude aufgenommen. „Ich bedauere die Entscheidung Deutschlands unter zwei Gesichtspunkten“, sagte Außenminister Augusto Santos Silva der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Zum einen werde das ganze Land – einschließlich Madeira und der Azoren – über einen Kamm geschoren, während sich die Delta-Variante vor allem im Großraum Lissabon breitgemacht habe. Zum anderen müsse zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden werden.
Hohe Inzidenz
Portugal ist zurzeit das EU-Land mit der höchsten 14-Tage-Inzidenz. Nach Zahlen der EU-Seuchenschutzbehörde vom vergangenen Freitag lag sie in Portugal bei 137, in Deutschland bei 25. Im Vergleich zum Winter ist die portugiesische keine dramatisch hohe Zahl, aber beunruhigend ist die Entwicklung: Am Donnerstag betrug der Wert nur 129. Die steigende Tendenz ist recht sicher auf die Delta-Variante zurückzuführen. Die auch in Portugal gut vorangehende Impfkampagne und einige wiedereingeführte Alltagseinschränkungen sollen so bald wie möglich die Trendwende bringen. Martin Dahms