Justiz

Déjà-vu für Harvey Weinstein

Der einst mächtige Filmmogul erscheint im Rollstuhl und in Handschellen zur Anhörung in Los Angeles. Ihm drohen bis zu 140 Jahre Haft.

23.07.2021

Von DPA

Harvey Weinstein bei seiner Anklageverlesung in Los Angeles. Foto: Uncredited/KABC Pool via AP/dpa

Harvey Weinstein bei seiner Anklageverlesung in Los Angeles. Foto: Uncredited/KABC Pool via AP/dpa

Los Angeles. Der frühere Hollywood-Mogul Harvey Weinstein kehrt nach Los Angeles zurück, doch es ist kein glamouröser Auftritt: in einem braunen Gefängnis-Overall, im Rollstuhl sitzend wird der 69-Jährige am Mittwoch (Ortszeit) in den Gerichtssaal gefahren. Mit Handschellen an die Armlehnen gefesselt murmelt er bei der Anklageerhebung nur wenige Worte.

Weinstein, der nach einem Prozess in New York seit 2020 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung eine langjährige Haftstrafe absitzt, muss sich nun auch in Kalifornien den schweren Vorwürfen mehrerer Frauen stellen. Vergeblich hatten seine Anwälte bis zuletzt versucht, die Auslieferung des Promi-Häftlings von New York nach Los Angeles zu stoppen. Doch mit ihrem Argument, er sei zu gebrechlich und gesundheitlich schwer angeschlagen, kam das Team nicht durch.

Per Flugzeug ging es am Dienstag aus dem Gefängnis im Norden des US-Bundesstaates New York, wo Weinstein einsaß, nach Kalifornien, und schon einen Tag danach vor den Richter. „Jeder, der seine Macht und seinen Einfluss missbraucht, um jemanden auszunutzen, wird zur Rechenschaft gezogen“, erklärte George Gascón, Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County

Elf Anklagepunkte wurden vor Gericht verlesen, darunter Vergewaltigung, erzwungener Oralverkehr und andere sexuelle Übergriffe. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft geht es um Vorwürfe von fünf Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Frauen gaben an, dass die Übergriffe in Hotels in Beverly Hills stattfanden.

Weinstein, der frühere Vorwürfe stets damit begegnete, jegliche sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden, räumte auch diesmal keine Schuld ein. Er habe vor Gericht auf nicht schuldig plädiert, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Er muss Ende Juli wieder vor Gericht erscheinen. Das Verfahren in Kalifornien muss nach den gängigen Richtlinien innerhalb von vier Monaten nach der Auslieferung beginnen. Ein konkreter Termin für den Prozessauftakt wurde zunächst nicht bekannt. Im Falle eines Schuldspruchs in allen Punkten drohen 140 Jahre Haft.

Weinsteins Verurteilung im vorigen Jahr markierte einen Meilenstein der US-Rechtsgeschichte. In dem Fall, durch den die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst wurde, hatte die Jury den Zeugenaussagen mehrerer Frauen entgegen Weinsteins Unschuldsbeteuerungen geglaubt. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die angehende Schauspielerin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Der Richter verurteilte Weinstein im März 2020 zu 23 Jahren Haft. Im April legten Weinsteins Verteidiger Berufung gegen das Urteil ein. dpa

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Erstellt:
23.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 23.07.2021, 06:00 Uhr

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