Tübingen · Weltrekord

Das setzt dem Fass die Krone auf

Tübingen schafft es mit längerem Anlauf mal wieder ins Guinnessbuch.

26.10.2019

Von Wilhelm Triebold

Halberstadts Fass fasste mehr Wein als Tübingens Fass, aber Tübingens Fass (im Bild) ist halt einfach älter...Archivbild: Ulrich Metz

Halberstadts Fass fasste mehr Wein als Tübingens Fass, aber Tübingens Fass (im Bild) ist halt einfach älter...Archivbild: Ulrich Metz

Uff, das war eine schwere Geburt. Knapp zwei Jahre zog sich das Bewerbungsverfahren, um das „Große Fass“ aus dem Tübinger Schlossgewölbe im Guinnessbuch der Rekorde unterzubringen. Natürlich nicht aufgrund des Fassungsvermögens – da liegen andere, etwa Heidelberg, viel weiter vorne –, sondern als ältestes Exemplar weit und breit.

Inzwischen ist es bestätigt, wenn auch nicht amtlich (denn die Guinness-Rekordsiegelbewahrer sind ein Privatunternehmen): Tübingen beherbergt das älteste Weinfass der Welt. Dazu waren Gutachten, dendrologische Altersbestätigungen und Statements von Wissenschaftlern vonnöten, und sowohl Universität (MUT-Mitarbeiter Edgar Bierende) als auch städtisches Kulturamt (Vize Christopher Blum) rieben sich geradezu auf, um dem Monsterfass seinen gebührenden Status zu sichern.

Bis jetzt lag der Titel in Halberstadt, und zwar seit dem Eintrag von 2008. Das Halberstadter Riesenweinfass wurde im Jahr 1594 im Auftrag des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erbaut. Das toppt Tübingen mühelos.

Das „Große Fass“ – auch „Großes Buch“ genannt – stammt mindestens aus dem Jahr 1549, wie eine aufgefundene Rechnung belegt. Das verarbeitete Eichenholz ist allerdings, ergaben Proben, noch einige Jahre älter, sodass als frühester Fass-Zeitpunkt 1546 gilt.

Prof. Ermst Seidl, der Leiter des Tübinger Unimuseums MUT, lobt ausdrücklich die hervorragende Kooperation mit der Stadt, welche diese Rekordjagd vorangetrieben habe. Auf das Guinness-Logo, das mehrere Tausend Euro kosten dürfte, glaubt Seidl aber locker verzichten zu können. „Das will ich nicht haben.“ Ihm reicht, wenn der Weltrekord ordentlich verzeichnet ist, etwa in den Broschüren des Bürger- und Verkehrsvereins.

Das Tübinger Riesenfass ist seit knapp Jahren eine Touristenattraktion auf Hohentübingen, seit der Zugang zum Gewölbe unter dem Rittersaal auch sicherheitstechnisch ermöglicht wurde. Vom kommenden Freitag, 1. November an gibt es übrigens wieder reichlich Besichtigungstermine. An diesem Tag spielt zuerst im Schlosshof die Stadtgarde auf, danach folgen Führungen um 14 Uhr und um 16 Uhr. Termine gibt es im November außerdem, zu den beiden genannten Uhrzeiten, am 2., 3. und 10. November, dazu (jeweils nur um 16 Uhr) am 6., 7., 13., 14., 20., 21. 27. und 28. November. Bis Mitte März nächsten Jahres schließen sich viele weitere Führungen an. Sie berechtigen zusätzlich zum Besuch ausgewählter Highlights der Eiszeitkunst im Unimuseum.

Das Riesenfass im Keller von Schloss Hohentübingen ist zwar nicht das größte, aber wahrscheinlich das älteste Riesenfass der Welt. Hier geht's zum Vollbild des 360-Grad-Panorama.

Vom Fass bis zur Oper

Der Nachlass der Buchhändlerin und Gastl-Mitbegründerin Gudrun Schaal und der Haupterbin Stefanie Wechsler ging 2011 an die Stadt Tübingen und an das Land. Aus dem Landesanteil wurden 170.000 Euro für die touristische Ertüchtigung des Tübinger Riesenfasses abgezweigt. Auch für den Hölderlinturm, den Literaturpfad und das Wildermuth-Denkmal auf der Neckarinsel flossen Summen aus dem Nachlass, diesmal aus dem städtischen Anteil. Weil der Literaturpfad von den zugewiesenen 70.000 Euro nur 50.000 Euro benötigte, werden jetzt die restlichen 20.00 Euro der fürs Jubiläumsjahr geplanten Hölderlin-Oper zugeteilt. Das wurde am Donnerstag im Kulturausschuss bekanntgegeben. „Wir werden jetzt keine Opernstadt werden“, sagt Kulturamtsleiterin Dagmar Waizenegger, sieht die Umwidmung aber im Sinne der Erblasserinnen („Sie waren beide Musikliebhaberinnen“). TüL-Stadtrat Reinhard von Brunn hätte das Geld lieber zum Auffrischen des Stadtschreiberhäuschens verwendet.

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Erstellt:
26.10.2019, 00:01 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 26.10.2019, 00:01 Uhr

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