Glosse
Das Wetter und der Alkohol
Er ist selbst sein bester Kunde – so heißt es über Kneipenwirte, die öfter mal zu tief ins Glas schauen. Klar: In Gaststätten ist der Alkohol ständig verfügbar.
Berlin. Und wenn es wieder dauert und dauert, bis sich die letzten Thekengäste auf den Weg nach Hause machen, dann verkürzt sich mancher Gastronom die Zeit bis dahin durch ein paar Schlucke aus dem Bier-, Wein- oder Schnapsglas. Kostet ihn ja nichts.
Mithalten können bei der Alkoholmenge laut einer jetzt vorgelegten Studie der Universität Liverpool allenfalls die Männer vom Bau. Lehrer und Ärzte kommen ein Stück dahinter. Wir Journalisten scheinen allerdings in dieser Auflistung vergessen worden zu sein. Da sind also noch einige Fragen offen.
Die geringsten Raten schwerer Trinker fanden sich laut Studienleiter Andrew Thompson übrigens unter den Geistlichen und Meteorologen. Das erstaunt – wo doch bei Pfarrern das Messweintrinken gewissermaßen zur Berufsausübung gehört. Ebenso gibt das Verhalten der Wetterleute Rätsel auf. Sind sie nicht wegen der Klimakrise und überhaupt dem ganzen Zustand der Erde in besonderer Weise gefährdet, sich den Frust mit Alkohol von der Seele zu spülen? Vielleicht ist es aber auch so, dass Meteorologen allgemein etwas hoffnungsfroher auf die Welt schauen als der Rest der Menschheit. Denn sie wissen: Kein Tief dauert ewig. Und auf jeden Regen folgt irgendwann Sonnenschein.